Die Königinnen der Würstchen (Clémentine Beauvais)

Die Königinnen der Würstchen (Clémentine Beauvais)

Klappentext:

Der verrückteste Road-Trip aller Zeiten!

Mireille, Astrid und Hakima sind auf Facebook von ihren Mitschülern zur Wurst des Jahres in Gold, Silber und Bronze gewählt worden – der Preis für die hässlichsten Mädchen. Doch die drei beschließen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Zusammen planen sie einen Road-Trip per Fahrrad nach Paris. Ziel: die große Party im Elysée-Palast am Nationalfeiertag. Finanzierung: Unterwegsverkauf von Würstchen. Eine chaotische, lustige und herzzerreißende Reise beginnt. Und auf der Party hat jede der drei ein ganz eigenes Anliegen …


Rezension:

Seit einigen Jahren findet an Mireilles Schule ein ganz besonderer Wettbewerb statt – die Wahl zur Wurst des Jahres. Allerdings ist dies nicht unbedingt eine Auszeichnung, die man sich gerne an die Brust heftet oder ins Regal stellt. Denn die drei Würste des Jahres werden stufenübergreifend von ihren Mitschülern gewählt und tragen dann ein ganzes Jahr lang den Titel der hässlichsten Mädchen an der Schule. Mireille hat sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach den Titel geholt und kann sich in diesem Jahr über den Aufstieg auf die höchste Stufe des Treppchens freuen. Nicht so begeistert sind hingegen die beiden Neulinge Astrid und Hakima, die völlig fertig sind – ganz anders als Mireille, die inzwischen quasi Übung darin hat und einfach versucht, was Gutes aus der Sache zu ziehen. Sie hat letztendlich genug von dieser ganzen Sache und beschließt, dass das Selbstmitleid ein Ende haben muss – und dass das auch für ihre beiden Mitwürste gilt. Zu dritt beratschlagen sie sich und planen schließlich eine Reise, was aus Kostengründen auf eine Fahrradtour hinausläuft. Nach Paris soll es gehen, und jedes der drei Mädchen hat seinen ganz eigenen Grund, die dortige Party im Elysée-Palast zu stürmen …

Mobbing an sich war sicherlich schon immer ein Thema in der Gesellschaft, doch erst die sozialen Netzwerke haben es so einfach wie nie gemacht, insbesondere anonym gegen andere Personen zu hetzen. Clémentine Beauvais greift genau dieses Thema auf und zeigt im Zusammenspiel mit einer Geschichte über Freundschaft, die erste Liebe und jede Menge Mut, was Mobbing anrichten kann und dass die Auswirkungen in verschiedene Richtungen gehen können. Die Grundthematik ist ernst und doch hat man als Leser nicht das Gefühl, in Die Königinnen der Würstchen von Ernsthaftigkeit erschlagen zu werden. Vielmehr schafft es die Autorin durch ihre etwas unorthodoxe und gewöhnungsbedürftige Charaktergestaltung, eine besondere Art von Humor zu vermitteln. Gerade Mireille zaubert mit ihrer direkten und unverblümten Art des Öfteren ein Lächeln aufs Lesergesicht, besticht mit Selbstironie Selbstzynismus. Sie ist trotz der Goldmedaille für die anderen beiden, viel jüngeren Mädels da und zeigt ihnen, wie man am besten mit der erlittenen Schmach umgehen kann, ohne daran zu zerbrechen. Auch wenn Mireille dabei manchmal etwas forsch und unsensibel wirkt, wird einem doch regelmäßig warm ums Herz durch die Art, wie sie sich um Astrid und Hakima kümmert.

Das Storysetting selbst lädt den Leser ein, die Strecke der drei Würste (und ihrer männlichen Begleitung) zumindest mit dem Finger auf der Landkarte zu verfolgen, aber auch die Reiselust wird definitiv geweckt. Und bei den Beschreibungen der Würstchen sowie der selbstgemachten Saucen läuft einem manchmal schon das Wasser im Mund zusammen. Ein weiterer Pluspunkt für Die Königinnen der Würstchen ist auch die Reaktion von der Außenwelt, also den Menschen, die im Grunde gar nicht betroffen sind. Auf ihrer Reise begegnen Mireille, Astrid und Hakima den unterschiedlichsten Charakteren, doch auf eines treffen sie während all dieser anstrengenden Kilometer nicht ein einziges Mal: auf Ablehnung. Die Fahrt nach Paris ist in vielerlei Hinsicht auch eine Reise zu sich selbst, auch wenn die Beweggründe der einzelnen Protagonisten ganz unterschiedlich aussehen. Der Leser wird Teil einer wunderbaren Entwicklung von drei jungen Mädchen, die aus der Not heraus Freundinnen werden. Man kann hier, wenn man zwischen den Zeilen lesen möchte, auch viel für das eigene Leben lernen.


Fazit:

Mit einer gehörigen Portion Humor, aber auch einer anständigen Prise Einfühlungsvermögen bringt Clémentine Beauvais das Thema Mobbing zur Sprache, ohne dabei mit dem erhobenen Finger zu arbeiten. Sowohl Charaktere als auch Story sind möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftig, deshalb aber nicht weniger liebenswert – und einmal ins Herz geschlossen, möchte man Die Königinnen der Würstchen am liebsten nie mehr gehen lassen. Eine Geschichte über eine Freundschaft, die aus der Not heraus wächst, und über den Mut, sich von einer oberflächlichen Gesellschaft nicht kaputt machen zu lassen.



|



Leave a Reply