Egal wohin (Franziska Moll)

Egal wohin (Franziska Moll)

Klappentext:

Jo zählt die Tage, bis sie nach Kreta auswandern kann – endlich 18 Jahre alt, endlich unabhängig, endlich frei.
In Kreta möchte sie ein neues Leben anfangen, mit Koch, ihrem Kumpel aus dem Restaurant, in dem sie kellnert. Doch als dieser verschwindet, sieht Jo, dass Koch nicht der einzige Mensch ist, dem Jo am Herzen liegt. Der unscheinbare, geradezu unsichtbare Amar ist es, der sich nun um Jo kümmert, bei ihr bleibt, egal, wie sehr sie ihn von sich stößt. Der ihr die Schönheit des Lebens zeigt, wie nur er sie sehen kann.


Rezension:

Schon lange ist Jo nicht mehr glücklich in ihrem Elternhaus. Ein schwerer Schicksalsschlag hat ihre Familie vor einigen Jahren emotional auseinander gerissen, auch wenn ihre Eltern um jeden Preis versuchen, die Fassade nach außen hin aufrecht zu erhalten und den Schein einer Happy Family zu wahren. Jo spielt da nur bedingt mit und geht auf die Barrikaden, sehr zum Ärgernis ihrer Eltern. Doch die werden sich nicht mehr lange damit herumschlagen müssen, denn in wenigen Tagen wird Jo ihren 18. Geburtstag feiern – den Tag, den sie schon ewig herbeisehnt. Denn an diesem Tag wird sie ihr Elternhaus, ihren Nebenjob, die Schule, die Stadt und alles andere weit hinter sich lassen. Gemeinsam mit Koch, dem einzigen Menschen, der sie zu verstehen scheint, wird sie an diesem Tag nach Kreta auswandern, um dort ein eigenes Restaurant zu eröffnen.
So ist zumindest der Plan, aber dann verschwindet Koch plötzlich spurlos – und mit ihm das gesamte Geld, das sie gemeinsam solchen Gästen abgeluchst haben, die sich im Restaurant, in dem beide derzeit arbeiten, einfach nicht zu benehmen wussten. Alles, was Jo bleibt, ist die Hoffnung auf Kochs Rückkehr – und der schüchterne, stille und mehr als unscheinbare Amar, der erst kürzlich als Küchenhilfe eingestellt wurde. Jo lässt ihn deutlich spüren, was sie davon hält, sich mit ihm anzufreunden, doch Amar hat in seinem jungen Leben bereits zu viel durchgemacht, um zu schnell aufzugeben. Ganz langsam gewinnt er Jos Vertrauen und erhält so die Chance, ihr seine Sichtweise auf das Leben zu zeigen.

Bereits mit Was ich dich träumen lasse hat Franziska Moll bewiesen, dass sie in der Lage ist, besonders schwierige Themen für Jugendliche passend zu verpacken und ihrer Zielgruppe entsprechend nahe zu bringen. So war man natürlich gespannt auf ihr nächstes Machwerk, das nun mit Egal wohin endlich in die Hände begeisterter Leser fallen kann. Und wahrscheinlich auch nicht so begeisterter Leser, denn wie auch schon sein Vorgänger versteht es auch der zweite Roman, die Leserschaft zu spalten. Thematisch dreht sich Molls neues Buch dabei um vielerlei, allerdings wird vieles erst im Laufe des Romans ersichtlich. So muss der Leser teilweise ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen beweisen, kann allerdings ganz nebenbei auch etwas Griechisch lernen. Denn die Protagonistin, so unzugänglich sie dem Leser auch zu sein scheint, lässt immer wieder kleine Wortgruppen einfließen und übersetzt diese auch umgehend. Dieses Detail ist interessant und lockert die ansonsten eher bedrückende Stimmung zwischendurch gekonnt auf. Außerdem geben diese griechischen Zwischenspiele unterschwellige Hinweise auf einige Charakterzüge der Protagonistin, die dem Leser ansonsten wahrscheinlich verborgen bleiben würden.

Insgesamt bleibt die Charaktergestaltung jedoch weitestgehend oberflächlich, was sicherlich der geringen Seitenanzahl geschuldet ist. Zwar erfährt man mit fortschreitender Seitenzahl immer mehr über die Hintergründe und ahnt bereits frühzeitig das eine oder andere, doch um Jo, Koch und Amar als Hauptfiguren wirklich kennen zu lernen, sind knapp 225 Seiten einfach zu wenig. Man bekommt einen guten Einblick, findet jedoch keinen wirklichen Zugang, was schade ist, da die einzelnen Charaktere jeder für sich unglaublich viel Potenzial mitbringen und etwas mehr Tiefe dem Roman sicherlich nicht geschadet hätte. Trotzdem bleibt Egal wohin ein Buch, für das man sich durchaus Zeit nehmen kann, um in die Geschichte einer fast 18-Jährigen mit großen Zielen einzutauchen, die trotz ihrer Ziele nur wenig Spaß im Leben zu finden scheint. Und so die Zeit zu überbrücken, bis der nächste Roman von Franziska Moll erscheint.


Fazit:

Wie schon mit ihrem Vorgänger-Roman schafft Franziska Moll es auch mit Egal wohin, eine ganz besondere Saite in ihrem überwiegend jugendlichen Publikum anzuschlagen. Ihr zweiter Roman handelt von Schicksalsschlägen, die einen aus der Bahn werfen können, aber auch von Träumen und Zielen, die das Leben lebenswert machen und die zu verfolgen sich immer und unter allen Umständen lohnt. Ein sehr zartes und behutsames Buch, das sicherlich so manchen Anklang, wahrscheinlich aber auch genauso viele Kritik finden wird.




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