Requiem (Lauren Oliver)

Requiem (Lauren Oliver)

Klappentext:

Lena und Julian konnten entkommen. Sie sind wieder in der Wildnis bei den Rebellen. Alles könnte gut sein, aber etwas hat sich verändert zwischen den beiden. Denn da ist noch Alex, der wieder aufgetaucht ist. Lena spürt, dass sie eigentlich zu ihm gehört, der er ist abweisend und kalt. Sie erkennt ihn kaum wieder.

Hinter den Mauern Portlands führt Lenas frühere Freundin Hana ein vermeintlich ruhiges, sicheres Leben im Zeichen des Heilmittels.

Und während sich der Kampf um Freiheit und Liebe immer weiter zuspitzt, steht Lena plötzlich mitten im Zentrum des Geschehens.


Rezension:

Mit dem Heilmittel sind alle Beziehungen gleich und die Regeln und Erwartungen klar definiert. Ohne das Heilmittel müssen Beziehungen täglich neu erfunden werden, Sprachen ständig entziffert und entschlüsselt werden.
Freiheit ist anstrengend.
(Lena, Seite 46)

Die Flucht ist gelungen – Lena und Julian sind gemeinsam mit den Rebellen wieder in der Wildnis und planen weitere Schritte, um dem Regime Schaden zuzufügen und die Menschen von der Unterdrückung zu befreien. Doch die leichte Unbeschwertheit ihrer Beziehung ist verschwunden, denn Alex ist wieder da und Lena ist zwischen den beiden so unterschiedlichen Jungen, die beide ihr Herz erobert haben, hin- und hergerissen. Obwohl Lena spürt, dass sie eigentlich zu Alex gehört, bleibt sie an Julians Seite, denn er gibt ihr Rückhalt und Sicherheit. Und Alex hat sich während seiner Gefangenschaft verändert, er ist härter und kälter geworden, und dies lässt er Lena deutlich spüren, die wider besseren Wissens immer wieder einen Schritt auf sie zugeht. Doch für großes Gefühlschaos und ein klärendes Gespräch ist ohnehin keine Zeit, denn die Rebellen rotten sich zusammen, um das Regime endlich zu stürzen und ihrem geliebten Portland seine Freiheit zurück zu geben. Ob das den Rebellen, die vor alle Register ziehen, tatsächlich gelingen wird?

So ist die Vergangenheit. Sie treibt dahin, lässt sich nieder. Wenn man nicht aufpasst, wird man darunter begraben. Das ist mit ein Grund für das Heilmittel: Es räumt gründlich auf, es lässt die Vergangenheit und all ihre Schmerzen weit entfernt erscheinen wie kaum einen wahrnehmbaren Abdruck auf glänzendem Glas.
Aber das Heilmittel wirkt bei jedem anders; und es wirkt nicht bei allen perfekt.
(Hana, Seite 168)

Auf der anderen Seite des Zauns lebt Hana, Lenas ehemalige beste Freundin, nach der Heilung ein perfektes Leben. Zumindest wirkt es nach außen hin perfekt, denn so richtig scheint das Heilmittel nicht bei ihr zu wirken. Erinnerungsfetzen aus der Zeit vor der Heilung, aus der Zeit mit Lena wehen immer wieder durch ihren Kopf und Hana hat immer öfter Zweifel, ob der ihr zugeteilte Mann – immerhin der künftige Bürgermeister – wirklich der richtige ist, um den Rest ihres Lebens an seiner Seite zu bleiben. Zumal sie bereits seine zweite Frau sein wird und die Geschichte seiner ersten Partnerin ist mehr als konfus, weshalb sie auch geheim gehalten wird. Hana macht sich heimlich auf die Suche nach Antworten, denn nach der offiziellen Verlobungsfeier und ihrem Einzug ins Haus der Familie ihres Partners zeigt dieser sein wahres Gesicht und sie bekommt es mit der Angst zu tun. Was wird ihre gefährliche Recherche ans Licht bringen?

Wer weiß? Vielleicht haben sie sogar Recht. Vielleicht haben uns unsere Gefühle verrückt gemacht. Vielleicht ist Liebe wirklich eine Krankheit und wir wären ohne sie besser dran.
(Lena, Seite 28)

Mit Spannung und Ungeduld wurde der abschließende Band der Amor-Trilogie von den Fans erwartet – was hat sich Lauren Oliver für das Ende einfallen lassen? Nach dem emotional wirklich fiesen Clivehanger aus Pandemonium muss der Leser mit allem rechnen und schon diese Tatsache dürfte die Anhängerschaft in zwei Lager splitten. Trotzdem werden alle die ersten Seiten förmlich inhalieren, denn man findet extrem schnell wieder zurück in die Geschichte – fast fühlt es sich so an, als wäre man nie woanders gewesen. Lauren Oliver versteht es auch dieses Mal wieder hervorragend, den Leser in ihre Welt zu ziehen und ihn atemlos durch die Seiten stürzen zu lassen – völlig egal, ob er sich dabei gerade auf den Trampelpfaden in der Wildnis oder auf den asphaltierten Straßen der Stadt bewegt. Besonders durch die wechselnden Perspektiven zwischen Hana und Lena hat man den Eindruck, noch tiefer als bisher in die Geschichte eintauchen zu können. Vertraute und neue Charaktere runden das Ganze einmal mehr perfekt ab. Man lernt nicht nur Alex von einer völlig anderen Seite kennen, auch Hana beweist, dass man sie bisher ganz falsch eingeschätzt hat. Es ist gut, dass sie in diesem Abschlussband eine tragende Rolle bekommen hat und so zeigen kann, was wirklich in ihr steckt. Auch so manche Überraschung hält die Autorin wieder für ihre Leser bereit. Einiges erahnt man an mancher Stelle schon, aber wirklich sicher kann man sich nie sein – gekonnt werden hier verschiedene Fährten ausgelegt, sodass sich nicht nur Lena manchmal ein wenig hilflos fühlt.

Als Abschluss der Trilogie ist Requiem sicherlich grenzwertig zu betrachten. Jeder Leser muss selbst entscheiden, ob das Ende für ihn passend und stimmig ist oder ob man eher enttäuscht ist. Fakt bleibt dabei allerdings, dass Lauren Oliver für sich und für den freien Gedanken jedes einzelnen Lesers genau den richtigen Weg gefunden hat, um aus ihrer Geschichte auszusteigen. Und alle Wege sind offen, denn so richtig entschieden scheint hier immer noch nichts, und so bleibt am Ende doch eine leise Hoffnung im Hinterkopf, wenn man sich zurücklehnt und in Gedanken noch einmal zurückgeht zur allerersten Seite der Amor-Reihe. Was der Leser daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen, und auch wenn eine Vielzahl sicherlich schimpfen wird, werden genauso viele begeistert sein und sich schon jetzt auf das nächste Buch der Autorin freuen – in welche Richtung es auch immer gehen wird. Fans werden auf jeden Fall erhalten bleiben und mit Sicherheit werden noch einige dazukommen.

Es wundert mich – dass Menschen jeden Tag anders sind. Dass sie nie dieselben sind. Man muss sie immer neu erfinden und sie müssen sich selbst auch neu erfinden.
(Lena, Seite 97)


Fazit:

Im Abschlussband der Amor-Trilogie holt Lauren Oliver noch mal alles aus ihrer Geschichte raus – obwohl an sich nicht viel passiert, wird Requiem die Fans der Reihe definitiv in zwei Lager spalten. Aus zwei Perspektiven bekommt der Leser noch ein bisschen mehr Infos über Hintergründe und kann selbst entscheiden, wie er damit umgehen möchte. Das realistisch offen gehaltene Ende wird nicht von jedem gefallen, aber ganz sicher weckt es so manche leise Hoffnung auf einen weiteren Band. Definitiv ein unkonventioneller Abschluss und hoffentlich nicht das letzte Buch der Autorin!




|



5 Kommentare
  1. Mir ging es mit dem Abschluss auch so – ein Hin und Her war das >.<
    nach dem ersten "Was, es ist zu Ende?" (dachte, da kommen noch viele viele Seiten – aber das war ja die Shortstory über Alex) fand ich es auch ganz okay :-)

    liebe Grüße

    Steffi

  2. Damaris sagt:

    Ich mag unkonventionelle Abschlüsse, und weil ich das Buch noch lesen will, habe ich mal nur dein Fazit genossen. Ich weiß ja, dass einige vom Ende sehr enttäuscht sind, und du machst mir hier wieder Hoffnung, dass mir das Buch ebenso zusagen würde. Die Charaktere bleiben bei 5? Das ist schon mal spitze! Bei Carlsen erscheint auch der neue Roman von Lauren Oliver „Panic“. Da freu ich mich jetzt schon. Jetzt schnell ein Eis (hab aufgehört zu zählen, wie viele ich heute schon hatte *g*). Mir ist so heiß …
    Grüße nach HH,
    Damaris

    • Schattenkämpferin sagt:

      Ich hab ja „Wenn Du stirbst, …“ auch noch nicht von ihr gelesen, das werde ich irgendwann mal zwischenschieben müssen.
      Aber ein neuer Oliver ist natürlich gern gesehen – muss gleich mal schauen, um was es dann gehen wird. Der Titel an sich klingt ja schon vielversprechend, obwohl es nur ein Wort ist xD

      Grüße zurück!

Leave a Reply