Schreiben als Therapie
Dass ich gern und viel, mitunter auch Unsinniges und Unnützes schreibe, ist für meine Leser keine besondere Neuigkeit. Die therapeutische Wirkung und vor allem das durch das Aufschreiben geschehende Sortieren von oftmals sehr wirren Gedanken habe ich schon vor einigen Jahren kennen gelernt. In den letzten Tagen ist diese Wirkung in meinem Leben wieder sehr zum Tragen gekommen und tut mir gut – nicht unbedingt in kreativer Form, sondern in erster Linie zum Aufräumen von Kopf- und Gedankenchaos.
Und das nicht für andere, sondern für mich, obwohl der eine oder andere Teil vielleicht den Weg hier ins Tagebuch finden wird. Wann und in welchem Aumaß, wird sich zeigen, geplant ist erstmal nichts.
Weshalb ich euch das wieder einmal unter die Nase reibe, ist eine Stelle aus „Die Rebellion der Maddie Freeman“ von Katie Kacvinsky, das ich gerade angelesen habe. Darin heißt es auf Seite 9 folgendermaßen:
„Es ist gut für dich, deine Gedanken niederzuschreiben, Madeleine,“ meinte sie. „Sehr therapeutisch, weil man gezwungen ist, sich Zeit zu lassen und über das Leben nachzudenken.“
Was das Zeit lassen angeht, bin ich noch etwas skeptisch, was wohl daran liegt, dass meine Gedanken momentan kaum zur Ruhe kommen und ich mich mit dem Aufschreiben ziemlich beeilen muss, um keinen einzigen zu verlieren. Und da dies zur Abwechslung mal nicht auf der Tastatur, sondern schön altmodisch mit Stift und Papier passiert – nicht in einem klassischen Tagebuch, auch wenn es sich so anfühlt – , dauert es eben doch einen Augenblick länger, bis ein Satz und ein Gedanke zuende geführt wird. Auch weil meine Sätze in der letzten Zeit alle sehr verschachtelt sind durch die vielen Gedanken, die zwischendurch noch rein wollen. Oder raus, je nach Sicht der Dinge.
Ansonsten gebe ich der Mutter von Maddie definitiv recht. Man ist gezwungen, nicht nur über das Leben, sondern auch sich selbst und sein Umfeld nachzudenken. Das ist nicht immer schön oder angenehm, sondern tut mitunter auch ziemlich weh. Doch es hilft – zuerst einem selbst und irgendwann vielleicht auch anderen, denn durch das Reflektieren der eigenen Gedanken und des eigenen Handelns lernt man, anders mit sich und anderen umzugehen. Manchmal bedarf es dazu außenstehender Hilfe, manchmal einem kräftigen Tritt in den Hintern, manchmal den Verlust eines wertvollen Menschen. Und es kostet Kraft und Zeit. Investitionen, die lohnenswert sind.
Sagt jemand, der schon immer viel schreibt und jetzt erst wirklich begreift, wie wirkungsvoll das (Auf)Schreiben tatsächlich sein kann.
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Tage vergehen 2011: KW 29 Weiter mit:
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