Buddy Read oder kein Buddy Read – (vielleicht) eine Entscheidungshilfe

Hä? „Buddy Read“? Nie gehört. Was soll das sein?
Und wie soll das überhaupt funktionieren?

Ja, genau so saß ich da, als ich diesen Begriff das erste Mal gehört habe. Das ist schon ein, zwei, viele Jahre her und natürlich sagt der Name eigentlich schon alles aus – man readet mit einem Buddy, liest ein Buch also gemeinsam. Und tauscht sich im Optimalfall auch noch darüber aus. Man könnte es auch einfach „Leserunde“ nennen, doch es gibt ein paar kleine, aber feine Unterschiede zwischen diesen beiden Arten des gemeinsamen Lesens.

Warum ich darüber schreibe? Simple Antwort: Weil ich diese Art des Lesens letztes Jahr ausprobiert und mich dieses Jahr quasi darin verliebt habe. Und weil ich finde, dass es viel mehr Buddy Reads geben sollte. Zugegeben, anfangs war ich auch eher skeptisch, denn jeder Leser hat eine andere Geschwindigkeit, genauso braucht jedes Buch seine ganz eigene Zeit. Und ja, es hat einige Anläufe gebraucht, bis ich mich wirklich dafür erwärmen konnte.

Deshalb möchte ich euch heute eine Art Pro- und Contra-Liste zeigen, die auf meinen eigenen Erfahrungen und „Ansprüchen“ beruht. Vielleicht kann sie für Unentschlossene als Entscheidungshilfe fungieren; und damit ich auch was davon habe, verbinde ich diesen Artikel gleich mit einem Aufruf. Für Februar und März habe ich mir nämlich zehn Titel ausgesucht, die ich gerne als Buddy Read lesen würde, und suche dafür interessierte MitstreiterInnen. Aber dazu komme ich später noch.


Was brauche ich für ein Buddy Read?
Zu allererst natürlich ein Buch, ist ja logisch. Und natürlich Menschen, die gemeinsam mit dir lesen möchten. Meine persönliche Empfehlung wären mindestens ein, aber nicht mehr als drei weitere MitleserInnen. Das liegt aber im eigenen Ermessen. Im optimalen Fall ist es sinnvoll, sich für das gleiche Buch zu entscheiden. Wird sonst eventuell ein wenig schwierig mit dem Austausch, wenn jeder ein anderes Buch liest. Just saying ;)

Was habe ich von einem Buddy Read?
Es gibt einfach Bücher, über die man sprechen möchte und sprechen muss. Auch schon während des Lesens. Ein Buddy Read ist hierfür optimal, weil es die Möglichkeit bietet, sich zeitnah und direkt mit anderen LeserInnen austauschen zu können. Über Plotholes, Plottwists, Charakterentwicklung, Formulierungen und noch so viele weitere Dinge zu diskutieren, kann einem Buch ein ganz anderes Gesicht geben, als wenn man es allein und für sich lesen würde. Durch verschiedene Blickwinkel auf einzelne Szenen oder auch das große Ganze bekommt eine Geschichte eine andere Tiefe, so ist zumindest meine Erfahrung.

Was gibt bei einem Buddy Read Wichtiges zu beachten?
Das Schöne am Buddy Read ist, dass es eigentlich keine festgelegten Regeln gibt. Der Aufbau und Ablauf wird von denjenigen bestimmt, die sich für ein gemeinsames Leseabenteuer entscheiden. Ihr seid allesamt schnelle Leser und könnt ohne Probleme 100 Seiten in euren Alltag einbauen? Feel free! Die täglichen Verpflichtungen lassen nur wenig Lesezeit zu? Dann werden es eben nur 50 Seiten (oder auch noch weniger) am Tag. Das Leben macht euch genau zu diesem Zeitpunkt einen fetten Strich durch die Rechnung? Man kann durchaus auch mal einen oder zwei Tage pausieren. Kommunikation ist dabei natürlich das A und O, aber da ein Buddy Read ja den Zweck des Austausches hat, sollte das jedem klar sein – redet miteinander!

Und wie genau findet der Austausch statt?
Auch hier habt ihr völlig freie Hand. Manche eröffnen einen Gruppenchat, andere nutzen Templates und es soll ja tatsächlich auch Menschen geben, die sich persönlich treffen und vis-a-vis miteinander sprechen. Habe ich gehört. Dieses Konzept ist mir bislang noch nicht so geläufig, aber was nicht ist, kann ja durchaus noch werden. Und: Ihr entscheidet, worüber ihr diskutiert. Über das Cover, den Titel, die Haare der Autorin, das Lächeln des Autors, die Übersetzung (vielleicht liest ja jemand in der Runde das Original?) oder tatsächlich den Inhalt mit all seinen Facetten – bleibt völlig euch überlassen.

Aber es gibt doch mit Sicherheit auch einen Haken?!
Natürlich gibt es den. Durch das Festlegen von Leseabschnitten kann es durchaus vorkommen, dass ihr genau an der Stelle unterbrechen müsst, an der es erst so richtig spannend wird. Verratet es niemandem, aber wenn ihr heimlich noch ein paar Seiten weiterlest, ohne die anderen MitleserInnen im Zwischenfazit zu spoilern, merkt das gar niemand. Wisst ihr aber nicht von mir!

Und das war wirklich schon alles?
Na ja, ich habe festgestellt, dass Buddy Reads nicht mit jedem gleich gut funktionieren. Dafür sind wir einfach zu unterschiedliche Leser. Geht ja schon mit dem persönlichen Lesegeschmack los. Mit manchen kann man besser Liebesromane lesen, andere sind die perfekten Krimi-Partnerermittler, die Reise in fantastische Welten macht mit wieder anderen am meisten Spaß und mit noch ganz anderen kann man sich so richtig in Gänsehautmomente fallen lassen. Da solltet ihr euch einfach ausprobieren und ausprobieren lassen.


Ob ihr jetzt schlauer seid oder euch besser entscheiden könnt, weiß ich natürlich nicht. Ich kann euch nur raten, es einfach mal auszutesten. Was habt ihr schon zu verlieren? Und wer weiß, vielleicht traut ihr euch auf diese Weise ja auch mal an ein Buch ran, um das ihr bisher nur herumgeschlichen seid oder das nicht in euer übliches Leseschema passt. Letzteres habe ich selbst noch nicht ausprobiert, aber es steht fest auf meiner To-Buddy-Read-Liste.

Und damit komme ich auch schon fast zum Ende. Bleibt nur noch meine Buddy Read-Auswahl für die kommenden zwei Monate. Die seht ihr hier – falls euch ein Buch anlacht und ihr Lust habt, die Seiten gemeinsam mit mir (symbolisch gesprochen) auseinander zu nehmen, dann meldet euch gerne. Für den einen oder anderen Titel haben sich schon Interessenten gefunden, aber für eine/n mehr ist eigentlich immer Platz.

Und so sehr ich meine bisherigen BuddyRead-Buddies auch zu schätzen weiß, ich freue mich immer über neue Menschen, mit denen ich mich austauschen kann. Also habt keine falsche Scheu, sondern traut euch – ihr wisst schon, Blick über den Tellerrand und Horizont erweitern oder wie man sonst noch so schön sagt.

Ich jedenfalls bin jetzt schon gespannt auf jedes einzelne Buch und fände es schön, wenn ich zumindest ein paar ncht alleine lesen müsste. Für mich hat sich das Buddy Reading als toller Motivator entwickelt, sich noch bewusster Lesezeit zu nehmen. Vielleicht geht es dem einen oder anderen von euch ja genauso – oder ihr stellt nach dem ersten (oder zweiten) Versuch fest, dass es gar nichts für euch ist. Auch das wäre völlig in Ordnung ;)

Fröhliches Lesen wünsche ich euch – lasst gerne Feedback in den Kommentaren, wenn ihr mögt.


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