Das Wörtchen „eigentlich“ …

… wird ziemlich oft benutzt. Warum eigentlich? Was ist so besonders an diesem Wort? Und warum wird es so inflationär genutzt? Welche Bedeutung hat es überhaupt?

Das alles sind Fragen, die ich euch nicht beantworten kann.
Doch jedes Mal, wenn jemand das Wort in den Mund nimmt, erzähle ich von einem Gedicht, das ich vor Jahren mal geschrieben habe. Es liefert keine Erklärungen, aber vielleicht sagt es trotzdem etwas über die Bedeutung dieser zehn kleinen, so unscheinbar wirkenden Buchstaben aus.

Eigentlich bin ich glücklich,
denn eigentlich ist mein Leben okay.
Eigentlich bin ich zufrieden,
denn eigentlich läuft alles gut für mich.
Eigentlich vermisse ich niemanden,
denn eigentlich sind mir gewisse Leute egal.
Eigentlich will ich mich nicht verlieben,
denn eigentlich brauche ich keine Gefühlsduselei.

Und eigentlich ist er uninteressant,
denn eigentlich ist er nichts Besonderes.

Aber eben nur eigentlich …

(April 2006)


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5 Kommentare
  1. ClauDia sagt:

    „eigentlich“ suggeriert ein „aber“. ich mag dieses Wort nicht und zwinge mich, es zu vermeiden.
    Entweder oder. Mag ich es/etwas oder nicht? Eigentlich… dazu sagt der Duden u.a.: kennzeichnet einen meist halbherzigen, nicht überzeugenden Einwand, weist auf eine ursprüngliche, aber schon aufgegebene Absicht hin
    also eine indirekte Verneinung… das Zimmer ist EIGENTLICH schön…
    ja, ist es das nun oder nicht?
    wenn bei dir alles nur „eigentlich“ ist, dann ändere es zu „es ist…“
    LG
    Claudia

    • Schattenkämpferin sagt:

      Hallo Claudia,

      danke für Deinen Kommentar. Das Wörtchen „eigentlich“ wird völlig unbedacht genutzt – von mir, von Dir, von allen. Aber niemand denkt wirklich darüber nach, was es eigentlich (siehst Du?!) bedeutet.

      Dieses Gedicht ist alt und es sind seitdem einige Jahre vergangen. Das Wort „eigentlich“ existiert in diesen Zusammenhängen nicht mehr in meinem Sprachgebrauch und auch nicht in meinen Gedanken. Denn ja – aus dem „eigentlich ist es“ muss ein „es ist“ gemacht werden. Schluss mit Zweifeln!

      Liebe Grüße!

  2. Tima sagt:

    Hey,

    schöner Artikel. Auch ich versuche das Wörtchen „eigentlich“ aus meinem Sprachgebrauch weitestgehend zu verbannen oder setze es gezielt ein, um eben etwas zu verneinen, ohne wirklich „nein“ zu sagen, dem „ja“ aber doch noch eine kleine Option zu lassen, wenn es gar nicht anders geht.

    Liebe Grüße

  3. Micha sagt:

    Ich finde diese paar Zeilen sehr berührend. Danke dir dafür. Ich hab mal einen Kurs machen müssen und wir hatten da auch das Thema über „harte“ Worte und „weiche“ Worte (ich glaub so hießen die). Eigentlich ist ein weiches Wort. Wirklich jedesmal wenn wir „eigentlich“ sagten, unterbrach uns die Trainerin und frage „Eigentlich oder wirklich?“ Diese Aussage habe ich tatsächlich für manche Situationen übernommen. Aber nicht für alle, denn manchmal, so finde ich zumindest, braucht man halt doch auch mal ein „eigentlich“.
    LG

    • Schattenkämpferin sagt:

      Lieben Dank für Deine Worte.
      Ich finde es erschreckend, dass diese Zeilen, obwohl sie schon so alt sind, immer noch aktuell sein können. Damals „flossen“ sie so aus mir raus, aber ich habe eigentlich (haha) nie wirklich über das Wort und seine Hintergründe nachgedacht. Dein Kommentar regt dazu an.

      Ich hoffe, Dich bald wieder auf den Schattenwegen begrüßen zu dürfen.

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