Scheiden tut weh …

An manchen Tagen fühlt sich einfach alles komisch an.
Gestern war so ein Tag – mein letzter Tag in der Klinik. Nach zweieinhalb sehr turbulenten Jahren wechsele ich den Arbeitgeber und verlasse den Arbeitsplatz, der mir nicht nur beruflich, sondern auch privat viele neue Perspektiven eröffnet hat. Die Entscheidung, dem sehr attraktiven Abwerbungsversuch dieser anderen Firma zu folgen, hat sich über mehrere Wochen, fast Monate hingezogen und war sicher keine leichte. Denn in der Klinik habe ich innerhalb meines engsten Teams eine kleine Familie gefunden, die mich im letzten Sommer und die anschließenden Monate durch eine schwere Phase begleitet hat. Und von dieser Familie sollte ich mich nun verabschieden – ein komisches Gefühl war das, die ganze Woche über.

Schon seit ein paar Wochen bin ich irgendwie dauer-angespannt und ständig müde, aber auch unruhig und kribbelig, doch so richtig bewusst wurde mir der Abschied erst, als ich diese Woche tatsächlich anfing, meine „Angelegenheiten“ zu klären. Schreibtisch aufräumen, die letzten offenen Aufgaben erledigen, gedanklich die Abschieds“feier“ organisieren. Und dann kam der Donnerstag: beim Feierabend kam dieses Gefühl des letzten Males auf, als ich „bis morgen“ zu meinen Kolleginnen sagte. Abends fiel mir das Einschlafen schwer, weil im Kopf immer „morgen das letzte Mal aufstehen und in die Klinik fahren“ aufblinkte.
Freitag war dann die Hölle für mich. Ich stieg morgens zum letzten Mal in den Bus, zum letzten Mal in die Bahn, um in die Klinik zu fahren. Zu wissen, dass ich später meinen Schlüssel abgeben und die Klinik verlassen würde, ohne am Montag oder nach meinem Urlaub wieder herzukommen, war gestern etwas, das sich gar nicht gut anfühlt. Seit zwei Tagen merkte man mir das auch hier im Büro an – wenn es zum Beispiel um die Dienstplanung für die nächsten Wochen geht, war ich natürlich außen vor, kriege aber alles mit. Das war ebenfalls ein sehr komisches Gefühl.

Ich bereue die Entscheidung, die Klinik zu verlassen und zum externen Schreibdienst derselben zu gehen, nicht. Aber das Gehen fiel mir nicht leicht und nach den ganzen Grübeleien zu Beginn dieses Wechsels wird mir jetzt wieder bewusst, was ich hier zurücklasse. Das Team ist tatsächlich eine kleine Familie für mich geworden und die Rückmeldungen, die ich von Ärzten und Sekretariaten bekommen habe, waren durchweg bedauernd, was mir ein gutes Gefühl gibt. Und ich wusste auch die ganze Zeit, dass ich keinen Abschied nehme, sondern nur auf Wiedersehen sage. Schließlich wechsel ich „nur“ die Seiten und werde zumindest zum direkten Team engmaschigeren Kontakt halten.
Und trotzdem … unter’m Strich war es eher ein komisches und unangenehmes Gefühl.

Inzwischen habe ich den „letzten Tag“ hinter mich gebracht und meine Mädels haben mich zur Verabschiedung wundervoll überrascht. Im Laufe des Tages konnte ich mich – ein letztes Mal – auf meine Aufgaben stürzen und die Stunden flogen nur so dahin, bis es daran ging, die Abschiedsrunde vorzubereiten. Zu dem Zeitpunkt ging es mir schon besser und ich wurde sogar ein wenig kribbelig in Aussicht auf ein paar freie Tage und dann einen Neuanfang in einem neuen Wirkungskreis, der mir viele neue Möglichkeiten eröffnet.

Letzten Endes ging ich dann doch mit einem guten Gefühl und ich werde mit einem guten Gefühl immer wieder dorthin zurückgehen, wenn ich meine kleine Kollegen-Familie besuchen werde … Denn im Gegensatz zu meinen bisherigen Arbeitgeberwechseln war es dieses Mal kein Abschied, sondern ein Auf-Wiedersehen-Sagen.


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