Luzifer Junior – Zu gut für die Hölle (Jochen Till)
Klappentext:
Luzifer junior lebt als Sohn des Teufels in der Hölle und soll den „Laden“ einmal übernehmen. Pech nur, dass sein Papa findet, Luzie sei für den Job noch viel zu lieb. Prompt schickt er ihn zum Praktikum auf die Erde. Denn wo bitte schön kann man das Bösesein besser lernen, als bei den Menschen? So landet Luzie im Sankt-Fidibus-Institut für Knaben. Da soll er sich bei Torben und seiner Bande abgucken, wie man so richtig fies und gemein sein kann. Die Frage ist nur, ob Luzie das überhaupt will!
Rezension:
Als Sohn des Teufels hat Luzifer Junior es wirklich nicht leicht. Jeder erwartet von ihm, dass er genauso böse ist wie sein Vater, obwohl der ja auch nur die Befehle von noch weiter oben ausführt. Der Schabernack, den Luzie hingegen treibt, kann eher als gutmütig eingestuft werden, aber er versteht auch einfach nicht, warum dort unten in der Hölle alle bestraft werden müssen. Da der junge Teufelssohn aber irgendwann den Posten seines Vaters übernehmen soll, wird kurzerhand entschieden, dass Luzie zur Nachhilfe im Bösesein in die Welt der Menschen geschickt wird. Und zwar an ein Jungen-Internat, an dem eine Gruppe böser Jungs Angst und Schrecken verbreitet. Von ihnen soll Luzie lernen, was es heißt, ein echter Bösewicht zu sein. Getarnt als Vitus von Turbsnatas, einem ungarischen Austauschschüler, macht sich Luzie also auf, um zu lernen und seinen Vater stolz zu machen. Das bringt natürlich einige Schwierigkeiten mit sich, doch zum Glück stehen Luzie schnell neue Freunde zur Seite. Und auch von denen kann man einiges lernen …
Warum sollten eigentlich nur junge Leser Bücher für junge Leser lesen dürfen? Mit Luzifer Junior wird wieder einmal bewiesen, dass auch ältere Semester durchaus ihren Spaß mit Geschichten haben können, die eigentlich für jüngere Generationen geschaffen wurden. Denn Zu gut für die Hölle ist man in keinem Alter so wirklich, und so darf sich nicht nur die Zielgruppe, sondern durchaus auch der etwas ältere Leser über Luzies Abenteuer amüsieren. In Szene gesetzt von passenden Zeichnungen Raimund Freys könnten selbst Comic-Freunde dieser Geschichte etwas abgewinnen, und damit ist nicht nur die optische Gestaltung gemeint. Der junge Teufelssohn denkt manchmal fast schon wie ein Großer und lässt es sich auch nicht nehmen, hier und da mal in ein Fettnäpfchen zu treten. Wie könnte es auch anders sein, schließlich sind die Sitten auf der Erde ganz andere als in der Hölle. Aber Jochen Till schafft es, aus diesen Fettnäpfchen echte Abenteuer und knifflige Situationen zu machen, die dem Protagonisten wiederum die Chance geben, sich noch mehr ins Herz des Lesers zu schleichen.
Doch auch wenn die Abenteuer von Luzifer Junior und seinen Freunden auf den ersten Blick sehr amüsant und unterhaltsam sind, so hat Zu gut für die Hölle auch so manche Metapher inne. Mal mehr, mal weniger versteckt weisen Luzies Gedanken auf so manche Problematik an Schulen hin und zeigen damit auch auf, dass hinter sogenannten harten Kerlen manchmal einfach nur zarte Seelchen stecken, die irgendwie ihre Mauern aufrecht erhalten müssen. Auch der Umgang mit eigentlich offensichtlichen Außenseitern und die Wichtigkeit von einzuhaltenden Regeln im Zusammenleben mit anderen Menschen werden in diesem Jugendbuch thematisiert – allerdings nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern vielmehr mit einem Augenzwinkern. Ein weiterer Beweis dafür, dass auch Unterhaltungsliteratur einen Lehreffekt haben kann.
Im Großen und Ganzen lässt sich wohl sagen, dass Jochen Till mit seiner Satansbrut einen liebenswerten Teufelskerl geschaffen hat, der in der echten Welt ein paar Probleme bekommen dürfte, aber auch schnell Freunde findet. Und zwar genau dort, wo er sie eigentlich nicht erwartet hätte. Zu gut für die Hölle ist amüsant und unterhaltsam, kurzweilig, aber auch lehrreich und ein wenig nachhallend. Die perfekte Lektüre für Jungs und auch Mädchen ab zehn, aber auch geeignet für ältere Leser, die keine (Enkel)Kinder als Ausrede vorzuweisen haben.
Fazit:
Der Sohn des Teufels auf Abwegen – in Luzifer Junior wird nicht nur dem jungen Leser gezeigt, dass mal als Satansbrut tatsächlich Zu gut für die Hölle sein kann. Auf amüsante Weise bringt Jochen Till seinen Protagonisten aus der Unterwelt nach oben und lässt ihn dort von einem Fettnäpfchen ins nächste Abenteuer stolpern. Manchmal ein wenig belehrend, aber immer mit einem Augenzwinkern – abgerundet durch tolle Zeichnungen aus der Hand Raimund Freys.
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5 Kommentare
Vielen lieben Dank für diese teuflisch tolle Rezension! Freut mich sehr, dass dir mein Luzifer Junior so gut gefällt…:-)
Höllische Grüße,
Jochen
Lieber Jochen,
ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil, den ich mir gleich nächste Woche beim Verlagsgespräch auf der LBM vormerken lassen werde :D
Grüße aus der Hölle Hamburgs ;)
Wir sind auch in Leipzig, es gibt eine Luzifer-Junior-Lesung am Samstag um 12:30 Uhr – wenn du Zeit und Lust hast, komm doch vorbei, würde mich freuen…:-)
Das habe ich schon gesehen, bin da aber leider schon bei einem anderen Verlag. Vielleicht schaue ich danach kurz vorbei :)
Huhu,
ich glaube, ich werde demnächst mal meinem Bruder ein neues Buch mitbringen. Ich denke, dieses könnte ihm gefallen … und mir vielleicht aucht
lg Isbel