Singe, fliege, Vöglein, stirb (Janet Clark)

Singe, fliege, Vöglein, stirb (Janet Clark)

Klappentext:

Letzte Woche hatte ich noch ein Leben. Einen Job. Einen Freund.
Vor fünf Minuten hatte ich zumindest Hoffnung.
Jetzt habe ich nur noch Angst.

Seit Ina die Leiche einer getöteten Mitschülerin gefunden hat, läuft ihr Leben mehr und mehr aus dem Ruder. Weil sie ihren Freund Aaron, der wegen der Tat befragt wird, vehement gegen die Anschuldigungen verteidigt, zieht ein riesiger Shitstorm über sie und ihre Familie hinweg. Dann wird sie plötzlich selbst des Mordes verdächtigt. Und zu allem Überfluss taucht wie aus dem Nichts ein Freund von früher auf, der eine alte Schuld einfordert. Bald versinkt Ina in einem Netz aus Lügen und kann niemandem mehr trauen – nicht einmal Aaron.


Rezension:

Ina ist glücklich – in Aaron hat sie einen soliden, liebevollen Partner gefunden, der Nebenjob im Tierheim bringt ihr trotz schwieriger Kollegen sehr viel Freude und mit ihren Eltern kommt sie, abgesehen von den üblichen Streitpunkten, ziemlich gut klar. Von ihnen erfährt sie in nahezu jeder Hinsicht bedingungslose Unterstützung. Doch ihr junges Glück wird auf eine harte Probe gestellt, als sich Casey, Aarons Nachhilfeschülerin, ganz offensichtlich an Aaron ranschmeißt und einen Keil zwischen das glückliche Paar treiben will. Es kommt zu einer schlimmen Auseinandersetzung vor einigen Zeugen, und ein paar Tage später findet ausgerechnet Ina die Leiche der jüngeren Mitschülerin. Dabei wurde sie gerade erst wenige Stunden von Casey vorher zu dem Treffpunkt bestellt, wo sie angeblich ein paar Geheimnisse über Aaron erfahren sollte. Schnell gelangt Aaron natürlich in die Ziellinie der Ermittler und auch Ina wird zu den Geschehnissen der vergangenen Tage befragt. Doch sie halten zusammen und stellen sich gemeinsam den Verdächtigungen – was nicht ohne Folgen für Ina und ihre Familie bleibt. Ina glaubt fest an Aarons Unschuld, obwohl während der Ermittlungen klar wird, dass es viele unausgesprochene Geheimnisse zwischen ihr und ihrem Freund gibt. Aber ist das wirklich Grund genug, an ihm zu zweifeln? Als dann auch noch ein alter Bekannter auftaucht und eine alte Schuld einfordert, scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen, und plötzlich weiß Ina nicht mehr, wem sie vertrauen kann …

Nach Schweig still, süßer Mund und Sei lieb und büße ist endlich der neue Jugend-Thriller von Janet Clark in den Regalen der Buchhandlungen zu finden. Während seine beiden Vorgänger solide Geschichten bieten konnten, fährt Singe, fliege, Vöglein, stirb ganz andere Geschütze auf und setzt dem bisherigen Spannungsfaktor noch gehörig eins drauf. Zwei bzw. sogar drei wichtige alltägliche Themen finden in diesem Buch ihren Platz – die Autorin befasst sich nicht nur mit der grundlegenden Frage des Vertrauens, sondern spricht auch die durchaus kritisch betrachteten Themen Tierversuche und Internetaktivität an. Was auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenzupassen scheint, entpuppt sich im weiteren Verlauf der Geschichte zu einer wahren Goldgrube für Thrillerfans – und zwar nicht nur für die jugendliche Zielgruppe. Auch erwachsene Leser werden mit Singe, fliege, Vöglein, stirb einige wunderbare Musestunden verbringen und auf ausgewogene Weise unterhalten und gefordert werden.

Einen besonderen Touch gibt der Geschichte dieses Mal die Charaktergestaltung. Vor allem Aaron kann durch seinen sehr eignen, sehr realistisch gehaltenen Sprachstil auf eine interessante Weise unterhalten, ohne dabei jemals peinlich oder überzogen zu wirken. Als Jugendlicher dürfte man sich sofort in seiner Sprache wiedererkennen, aber auch Erwachsene entdecken sehr schnell Ähnlichkeiten zur jüngeren Altersklasse. Manchmal ist es zwar etwas anstrengend, diesen abgehackten Schnack zu lesen, doch weil Janet Clark ihre Geschichte auf wechselnden Perspektiven aufbaut, kann man sich zwischendurch immer wieder davon erholen. Durch ebendiese Perspektivensprünge gelingt es dem Leser stattdessen, die Situation von allen Seiten zu beleuchten – abwechselnd ist er entweder an Inas oder an Aarons Seite. Auf diese Weise fällt es natürlich schwer, sich ein klares Bild von Schuld zu machen, weil mehr oder weniger alles sehr zeitnah relativ plausibel erklärt wird. Trotzdem bleibt beim Lesen immer ein beunruhigendes Bauchgefühl zurück, welches sich immer mehr verdichtet, je deutlicher die einzelnen Verknüpfungen zutage treten. Irgendwann weiß man selbst als Leser nicht mehr, was man von diesem oder jenem Charakter halten soll. Genau das macht Singe, fliege, Vöglein, stirb zu einem echten Pageturner, der kaum aus der Hand zu legen ist und den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält. Und die Auflösung? Kann wie nur selten wirklich überraschen, obwohl man im Rückblick sicherlich den einen oder anderen Moment erkennt, in dem Janet Clark schon kleine Hinweise gestreut hatte.

Obwohl das Cover auch dieses Mal wieder ganz im Stil eines typischen Mädchenromans gehalten ist, findet das aufmerksame Auge auch hier wieder zahlreiche Hinweise auf den tatsächlichen Inhalt des Buches, und der kann dieses Mal auf ganzer Linie überzeugen. Skeptiker sollten sich also nicht von der optischen Aufmachung täuschen lassen, sondern beherzt zugreifen.


Fazit:

Singe, fliege, Vöglein, stirb kann auf ganzer Linie überzeugen – eine spannende Handlung, sympathische und authentische Charaktere, ein interessantes Hintergrundthema, ein atmosphärisches Setting. Einfach alles ist stimmig und somit kann man ohne jeden Zweifel sagen, dass der dritte Jugend-Thriller nicht nur der bisher beste von Janet Clark ist, sondern auch für jeden Genre-Fan ein unbedingtes Muss fürs Bücherregal darstellt.




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