Blogtour: „Dear Evan Hansen“ – (Briefe) Schreiben als Therapieform (Tag 3)

Herzlich willkommen zum dritten Tag der Blogtour zu „Dear Evan Hansen“, dem Buch zum gleichnamigen Musical, das in Amerika ziemlich eingeschlagen hat.

Als mir das Buch im Februar zum ersten Mal auf der Pressebörse vorgestellt wurde, war ich sofort Feuer und Flamme. Die angesprochenen Themen gehören auf die eine oder andere Weise in den Alltag jedes einzelnen Menschen, und mir war sehr schnell klar: Zu diesem Buch möchte ich gerne eine etwas größere Aktion machen und nicht nur eine simple Rezension schreiben.

Die Idee einer Buch- oder eben Blogtour fand sofort Anklang beim Verlag, der mich (und später uns) von Anfang an begleitet und selbst auch eine Sonderaktion gestartet hat – nämlich in Form eines Aufrufes, selbst Briefe zu schreiben und zu erzählen, warum heute ein ganz fantastischer Tag werden wird. Schon vor dieser Aktion habe ich ein paar ausgewählte Blogger*Innen gefragt, ob sie Lust haben, eine etwas andere Blogtour mitzugestalten.

Denn es stand von Beginn der Planungen an fest, dass wir keine klassische Blogtour machen werden. Dieses Mal sollte es etwas persönlicher werden und ich freue mich, dass alle Teilnehmer*Innen von der Idee begeistert waren, nicht nur Bezug auf das Buch und Evan Hansens Geschichte zu nehmen, sondern auch eigene Erfahrungen in ihre gewählten Themen einzubinden.

Trotz der großen Auswahl sehr spannender, mitnehmender und berichtenswerter Themen stand für mich recht früh fest, dass sich in meinem Artikel alles rund um das Thema Briefe und Schreiben drehen würde. Denn das Schreiben begleitet mich, ähnlich wie das Lesen, schon seit meiner Kindheit – mal mehr, mal weniger intensiv und präsent, aber immer da. In Form von Gedichten und später Kurzgeschichten über das klassische Führen von Tagebüchern bis hin zur Eröffnung eines Webblogs und der Entwicklung hin zu den Schattenwegen, wie ihr sie heute kennt. Und immer wieder Briefe, eMails, lange Nachrichten bzw. Gespräche über diverse Messenger. Doch anders als bei Evan kam der Drang zu schreiben bei mir nie von außen, sondern immer aus mir selbst heraus – wie gesagt, mal mehr und mal weniger akut.

Evan Hansen wird das tägliche Schreiben eines Briefes als Form der Therapie oder eher als Zusatz zu seinen wöchentlichen Therapiesprechstunden aufs Auge gedrückt. Ich persönlich fand es spannend, seine Entwicklung vom absoluten Widerwillen über ein Mittel zum Zweck bis hin zum Begreifen der Notwendigkeit zu verfolgen. Irgendwann erkennt auch Evan, dass das Schreiben, das In-Worte-Fassen seiner Gedanken und Gefühle, das Rauslassen seiner Zweifel und Wünsche ein sehr befreiendes Ventil sein kann. Dass es ihm in irgendeiner unerklärlichen Art hilft, wenn er einfach alles runter- und rausschreibt. Im Verlauf des Buches bleibt er dem Briefe-Schreiben an sich selbst treu, findet aber auch andere Wege, die sich im Grundsatz nur in einer Sache unterscheiden: beim Empfänger seiner Zeilen.

Ich habe mir nie vorgenommen, zu schreiben.
Ich habe damit angefangen, als ich mir nicht anders zu helfen wusste.
~ Herta Müller (*1953), Literatur-Nobelpreisträgerin ~

Wobei, das ist auch nicht ganz richtig. Während Evan sich anfangs Gründe ausdenkt, warum es ein ganz fantastischer Tag werden wird, um die Personen, die ihn quasi dazu zwingen, zu beruhigen und ihnen Fortschritte vorzutäuschen, entwickelt sich das Schreiben im Laufe der Zeit zu einer Art Selbstläufer und er stellt fest, dass es tatsächlich jeden neuen Tag wunderbare Gründe gibt. Sei es die Verliebtheit oder dass sein Schwarm ihn – wenn auch aus unschönen Hintergründen – endlich wahrnimmt, sei es das Gefühl der Dazugehörigkeit oder dass er generell von seinen Mitmenschen gesehen wird, sei es die Möglichkeit des seelischen Beistands oder das Gefühl des Gebrauchtwerdens seiner Briefe: Evan stellt fest, dass das Schreiben tatsächlich hilft. Ihm selbst und anderen.

Ich denke, den meisten Menschen, die schreiben, ergeht es so. Es ist keine bewusste Entscheidung, sondern vielmehr der Drang, etwas erzählen zu wollen. Ob nun eine Geschichte oder eine Erfahrung oder scheinbar zusammenhanglose Gedanken – völlig egal, wichtig ist nur, dass die Chance besteht, es mit der Welt zu teilen. Wenn man es denn möchte. Und da Papier bekanntlich geduldiger als Menschen ist, liegt es nahe, zur Feder oder zum Stift oder zur Tastatur zu greifen. Und einfach drauf los zu schreiben. Auch wenn man sich sicherlich manchmal dazu zwingen muss, weil eine Deadline wartet oder der Kopf fast zu platzen droht oder man sich in einer Gedankenspirale gefangen fühlt. Schreiben hilft. Auch dann, wenn vielleicht niemals irgendwer lesen wird, was man geschrieben hat.

Schreiben ist leicht.
Man muß nur die falschen Wörter weglassen.
~ Mark Twain ~

Und wisst ihr, was das Schöne am Schreiben ist? Es gibt keine falschen Wörter. Natürlich korrigiert und verbessert man im Nachgang manchmal das Geschriebene, aber ich persönlich gehe mit der Meinung durchs (schreibende) Leben, dass der erste Gedanke oder das erste Gefühl genau richtig ist. Im jeweiligen Moment ist es das auf jeden Fall, und wenn man seine Meinung später ändert (oder durch Außenstehende einen kleinen Schubs in eine andere, vielleicht richtigere Richtung bekommt), dann ist auch das in Ordnung. Mit dem Schreiben ist es wie mit den Menschen selbst: Man wächst mit der Veränderung.

Daher kann ich nur jedem ans Herz legen, das Schreiben einfach mal auszuprobieren. Egal, ob im stillen Kämmerlein, in einer Schreibgruppe, auf einem Blog, in einem Notizbuch oder auf losen Zetteln. Egal, ob kleine Verse, minimale Gedankenfetzen, einfache Wortgruppen oder ein Gedicht, eine Kurzgeschichte, ein Roman oder gleich ein ganzes Epos. Egal, ob über das Wetter, die Wohnung, ein Buch, einen Film, die Lieblingsband, das Lieblingsessen, die Mitmenschen wie Kollegen oder Familie, den Urlaub oder die eigenen Träume und Wünsche. Egal, ob nur für sich selbst, für eine kleine Gruppe von ausgewählten Personen oder für das große Publikum. Wie schon gesagt, Schreiben hilft – bestimmt nicht jedem, mir jedoch auf jeden Fall. Wie man auch an diesem Artikel wieder einmal merkt.

Blogtour-Gewinnspiel

Natürlich gibt es auch etwas zu gewinnen. Der Verlag hat uns drei druckfrische Exemplare von „Dear Evan Hansen“ zur Verfügung gestellt, die wir an euch verlosen dürfen. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, habt ihr täglich die Chance, eine themenbezogene Frage zu beantworten.

Die heutige Frage lautet:
An wen habt ihr zuletzt einen „echten“ Brief geschrieben oder von wem habt ihr einen erhalten?

Kleiner Tipp: Für jede sinnvoll beantwortete Tagesfrage bei den einzelnen Stationen bekommt ihr ein Los, im besten Fall habt ihr also sieben Chancen ;) Zusätzliche Lose könnt ihr sammeln, indem ihr die teilnehmenden Blogs bzw. ihre Instagram-Accounts im Auge behaltet und täglich unser „Ein fantastischer Tag“-Template in den Stories füllt. Achtet hierbei bitte auf die besonderen Regeln, die jeden Tag wieder erwähnt werden.

Das Kleingedruckte
Jeder Beitrag enthält eine individuelle Frage zum Beitrag, die in den Kommentaren des Beitrages beantwortet werden muss.
Pro sinnvoll beantworteter Frage kommt für den Teilnehmer ein Los in den Lostopf.
Teilnahme ab 18 Jahren oder mit Einwilligung des /der Erziehungsberechtigten.
Es zählen nur die Antworten, die als Kommentar unter den jeweiligen Blogbeiträgen bis zum Samstag, 07.09.2019, 20:00 Uhr abgegeben werden. Ausgelost wird am Sonntag, den 08.09.2019.
Eine Barauszahlung und der Rechtsweg sind ausgeschlossen.
Die Teilnahme ist gleichzeitig das Einverständnis, dass der Name im Gewinnfall öffentlich genannt und die Adresse zum Zwecke des Gewinnversands an den cbj-Verlag übermittelt werden darf. Die Adresse wird nur zu Gewinnspielzwecken gespeichert und nach Versand der Gewinne gelöscht.
Der Versand der Gewinne erfolgt innerhalb der EU und in die Schweiz.
Für den Verlust auf dem Versandweg wird keine Haftung übernommen.
Mehrfachbewerbungen durch verschiedene Vornamen, Nachnamen, Emailadressen oder ein Pseudonym sind unzulässig und werden komplett von der Auslosung ausgeschlossen.

Tja, und nun bleibt mir nicht mehr viel mehr zu sagen. Ich hoffe, wir konnten euch auf das Buch neugierig machen, und drücke allen Schattenwege-Lesern kräftig die Daumen fürs Gewinnspiel ;)


Alle Stationen auf einen Klick:

26.08.2019 – Chaoskingdom
27.08.2019 – Crow and Kraken
28.08.2019 – Schattenwege
29.08.2019 – Justine The Reading Mermaid
30.08.2019 – Kielfeder
31.08.2019 – Mein Buch, meine Welt
01.09.2019 – Letterheart


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6 Kommentare
  1. Melina sagt:

    Ich glaube ich weiß gar nicht wann ich den letzten „handgeschriebenen“ Brief nur um das Schreibens Willen geschrieben habe. Ich gebe mir sehr viel Mühe mit Geburtstagskarten, falls das zählt. Ich bin zwar ein kreativer Mensch, aber nicht fürs Schreiben (für Publikum) gemacht. Ich schreibe Tagebuch und andere Dinge einfach Kurfürst mich.
    Den Beitrag und die Aktion finde ich übrigens Hammer! Ich wusste zwar dass es ein Musical namens dear Evan Hansen gibt und hab auch schon ein zwei Lieder daraus gehört, aber habe das Buch leider nie wahrgenommen und auch das Musical nicht gesehen.

  2. Vanessa sagt:

    Hi,
    von dem Musical habe ich bisher noch nicht gehört. Das Buch klingt aber echt interessant. Also ich habe zuletzt einen Brief an meine Freundin geschrieben, um ein Problem anzusprechen. So war es einfacher als ein Gespräch anzufangen.

    Liebe Grüße

  3. Daniel sagt:

    Hallo,

    ich habe zuletzt einen Brief von mir selbst erhalten. An meiner Schule schreiben wir jedes Jahr zum Schuljahresanfang einen Brief an unser zukünftiges Ich und öffnen sie am Schuljahresende. Ich weiß noch, dass mir das Schreiben dieses Briefes sehr geholfen hat, meine Gedanken für die kommende Zeit zu ordnen, und so wird es mir hoffentlich wieder gehen, wenn ich in zwei Wochen erneut einen Brief an mich schreibe. Das Lesen des Briefes hat mich vor etwa sechs Wochen sehr aufgewühlt, weil es mir gezeigt hat, wie sehr oder wenig ich mich in verschiedenen Bereichen verändert habe und welche Hoffnungen sich leider nicht erfüllt haben.

    Liebe Grüße

    Daniel

  4. Hallo!
    Das Briefeschreiben ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Im Zeitalter der eMails ist es dazu überfegangen, dass ich fast nur noch diese verschicke. Daher ist ein „richtiger“ Brief schon ewig her, das betrifft das schreiben als auch das bekommen.
    Postkarten schreibe ich nach wie vor, aber auch hier wird es zunehmend weniger. Irgendwie schade, jetzt wo ich darübernachdenke…
    Viele Grüße
    Tanja

  5. Buchbahnhof sagt:

    Guten Morgen,
    ich muss gestehen, dass ich nicht mehr weiß, wann ich den letzten handgeschriebenen Brief verfasst habe. Da ich auch keine Geburtstagskarten schreibe und letztes Jahr auch keine Weihnachtskarten, müsste die letzte Postkarte aus dem Jahr 2017 sein. Vermute ich zumindest. Ich bekomme ganz gerne Karten, aber selber schreiben ist irgendwie nicht so mein Ding. ich muss auch gestehen, dass ich einfach nicht gerne mit der Hand schreibe. Es strengt mich sehr an.
    Hab eine schöne Woche
    LG
    Yvonne

  6. Solveig sagt:

    Zum Glück bekomme ich von meiner Tochter handgeschriebene Briefe. Der letzte war zu ihrer Klassenreise.
    Aber es ist leider schon viel zu lange her, dass ich einen Brief geschrieben habe. Meine Handschrift wird auch immer krakeliger….

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