Grease – Das Musical: Eine Kritik

grease_poster_1Ich liebe den Film „Grease“ und ich liebe John Travolta und Olivia Newton-John in diesen Rollen. Mir ist dabei bewusst, dass der Film eine Adaption des Original-Musicals von 1972 ist. Das sollte ich vorab vielleicht sagen. Irgendwann vor Jahren habe ich beschlossen – eben weil ich den Film so liebe – , dass ich, sollte Grease wieder als Musical nach Deutschland kommen, auf jeden Fall hinfahren werde, egal wann und wo. Und so kam es, dass ich bei meiner ersten München-Reise zufällig auf einem Plakat entdeckte, dass Grease Ende April, Anfang Mai für zwei Wochen in Bayerns Landeshauptstadt campieren würde.

Schnell entstand der Plan, wieder für ein verlängertes Wochenende dorthin zu fahren, und dass der 1. Mai dabei ein Feiertag war, kam meinen Urlaubstagen noch zusätzlich zugute. Ebenso schnell hatte ich eine zauberhafte Begleitung für den Abend und flux waren das Hotel gebucht und die Tickets gekauft. Da meine Begleitung sich leider kurzfristig mit blöden Zahnproblemen rumschlagen musste und meine Alternativen in München nicht allzu umfangreich sind, ging ich dann doch alleine – ob dieser Punkt mitverantwortlich für meine wirklich derbe Enttäuschung ist, will ich nicht ausschließen.

Vergangenes Wochenende war ich nun also in München, wie die Follower auf Facebook bereits wussten. Ich hatte eine gute Zeit in der Stadt, verbrachte einige Stunden an bereits bekannten Orten, entdeckte neue Lieblingsplätze und traf wunderbare Menschen wieder. Und ich war natürlich aufgeregt und gespannt auf das Musical, das den Hauptgrund für meine diesmalige Reise darstellte. Umso ernüchternder war dann das letztendliche Ergebnis – nahezu mit jeder Minute, die ich dort im Deutschen Theater saß, verschwand meine Euphorie, und bereits in der Spielpause war ich richtiggehend enttäuscht von dem, was ich bisher gesehen hatte. Tatsächlich spielte ich bereits mit dem Gedanken, die zweite Hälfte einfach ausfallen zu lassen und mich stattdessen mit einem meiner acht (plus drei in München gekauften) Reisebücher ins Hotelbett zu kuscheln. Doch ich gab dem Ganzen quasi eine zweite Chance, schließlich war das Ticket bezahlt und irgendwie war ich dann doch auch zu stolz, das Geld einfach zum Fenster rausgeworfen zu haben. Aber auch die zweite Hälfte konnte mich nicht überzeugen.

Woran lag das? Ich habe mir natürlich ein paar (mehr) Gedanken dazu gemacht und will versuchen, meine Enttäuschung nachvollziehbar darzustellen.
Zum einen haben mich die Darsteller bis auf ein paar wenige Ausnahmen sehr enttäuscht. Gesanglich und stimmlich waren sie absolut nicht das, was ich mir erhofft hatte – wie gesagt, es gab ein paar Ausnahmen, doch gerade die Hauptdarsteller lagen leider weit unter meinen Erwartungen. Gut möglich, dass es hier technisch ein paar Probleme gab, denn die Musik war die meiste Zeit zu laut, viele Töne waren nicht sauber und viel zu oft hat man das Atmen bzw. Luftholen der Darsteller gehört. Und ich saß recht weit hinten (Reihe 22), sodass man das nicht mit der Nähe zur Bühne und den Lautsprechern begründen konnte. Ganz schlimm fand ich die Rolle der Frenchy, die im Film zu meinen Lieblingsrollen gehört und im Musical von einer Frau dargestellt wurde, die nur gebrochen Deutsch sprach. Oft waren ihre Worte nicht zu verstehen, und wenn man den Film nicht wie ich gefühlte hundert Mal gesehen hatte, musste man sich vieles zusammenreimen.
Auch das Bühnenbild war – ebenfalls bis auf wenige Ausnahmen – sehr … wie soll ich sagen … recht grenzwertig. Natürlich kann man keinen großen Rummelplatz auf der Bühne darstellen und natürlich ist auch ein Autorennen auf so engem Raum nicht machbar. Aber ich denke, dass man hier mit vielen Details hätte arbeiten und Akzente setzen können. Zusätzlich dazu hatte ich den Eindruck, dass die Reihenfolge der Geschehnisse und vor allem der Lieder etwas durcheinander gebracht wurde. Das war ziemlich verwirrend.
Und auch die Tanzeinlagen ließen zu wünschen übrig. Am schlimmsten fand ich aber das ständige Hinweisen (zu Beginn der Pause und während der Schlussszenen) darauf, dass man im Foyer den Originalsoundtrack des Musicals und diversen andere Kram käuflich erwerben konnte.

72dpi_RGB_300x350px_04Aber es gab auch ein paar positive Punkte, die natürlich nicht fehlen dürfen. Gut dargestellt wurde zum Beispiel die „Verwandlung“ der Schrottkarre in einen echten Flitzer – hier wurde lediglich mit Lichterketten und ein paar Spots gearbeitet, aber das hatte eine nachhaltige Wirkung.
Einen großen Pluspunkt vergebe ich auch für den zumindest gewagten Versuch einer Interaktion mit dem Publikum ganz zum Schluss, wo die komplette Mannschaft noch einmal auf die Bühne kam, um „mit euch anzutanzen“. Na ja, das war eigentlich eher peinlich, weil das Publikum zwar aufstand und mitklatschte, aber der Funke wollte nicht so richtig überspringen.
Am besten hat mir jedoch die Tatsache gefallen, dass auch die „Nebendarsteller“ fast alle einen eigenen Song singen durften, und hier habe ich dann tatsächlich das eine oder andere Mal eine Gänsehaut bekommen – vor Begeisterung. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten die Hauptrollen andere Darsteller bekommen … Oh, und nicht zu vergessen, die Band war grandios! Die haben mich wirklich überzeugt, und wenn auf der CD kein Gesang (oder eben nur wenige Ausnahmen) drauf gewesen wären, hätte ich sie vielleicht sogar gekauft.

„Grease – Das schönste Musical der Welt“ steht auf den Plakaten – diese Aussage kann ich beim besten Willen nicht unterschreiben. Ich weiß nicht, ob ich durch den Film ein zu verschleiertes Bild hatte und mit zu hohen Erwartungen ins Musical gegangen bin. Vielleicht bin ich auch durch „Rocky – Das Musical“ enorm verwöhnt – immerhin war ich schon drei Mal drin und bin jedes Mal mit Gänsehaut und einem breiten Grinsen wieder rausgekommen – möchte zufällig jemand ein viertes, fünftes, sechstes Mal mit mir reingehen? ^^ Kann sein, dass ich der Grease-Belegschaft Unrecht tue. Mir ist natürlich klar, dass hinter der ganzen Inszenierung ein Haufen Arbeit steckt und es immer wieder anstrengend ist. Trotzdem … für mich war es eine Enttäuschung und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wem ich das Musical empfehlen sollte.

So. Jetzt dürft ihr gern auf mich einprügeln, wenn ihr das Musical kennt und ich es hier schlechter rede, als es tatsächlich ist ;) Die Lust an Musicals ist mir trotzdem nicht vergangen, ich plane immer noch einen Besuch vom „Phantom der Oper“ und auch einige andere wurden mir bereits ans Herz gelegt. Ich befürchte allerdings auch, dass nichts und niemand an „Rocky“ rankommen wird. Er und Adrian haben sich einfach in mein Herz geboxt, getanzt und gesungen. Mal ganz abgesehen von der einfach nur schlichtweg unglaublich beeindruckenden Inszenierung. Hach.


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2 Kommentare
  1. Dann bin ich ja nur froh, dass ich es mir nicht angeschaut habe, als es in der Ratiopharm-Arena gastiert hat… o.O
    War nämlich drauf und dran, als ich – wie du – die Werbeplakate entdeckt habe. :-)

    Ich LIIIIIIIEEEEEEEEEEBEEEE den Film, er ist für mich immer noch das Synonym für die Zeit um 18-20 rum. Wie oft sind meine Freundin und ich im Auto gesessen und haben den Soundtrack gehört und lauthals mitgesungen <3 <3 <3

    Okay, ich schweife ab :-)

    Du musst Tanz der Vampire anschauen! Das habe ICH schon zweimal gesehen :-) Phantom der Oper war auch toll, aber für meinen Geschmack zu viel Operngesang. Aber bei jedem "Damm-da-da-da-da-dammmmm" kriegst du eine Gänsehaut :-P
    Und wieso hast du König der Löwen noch nicht gesehen? Das ist doch auch bei dir o.O

    Viele Küsschen und ein Dankeschön für die Jugenderinnerungen :-*

    Steffi

  2. Lino sagt:

    Hätte ich gewusst, dass du zu einem „Wandermusical“ willst, hätte ich dich vorgewarnt. Nicht, dass ich allgemein etwas dagegen hätte und es gibt auch sehr gute Aufführungen im Rahmen der Möglichkeiten, aber man sollte nicht mit zu großen Erwartungen in eines gehen. Ich habe sowohl ein sehr gutes, als auch eher nicht so gute selbst schon erlebt und muss ehrlich sagen, dass ich wahrscheinlich keines mehr besuchen werde. Es ist anscheinend sehr schwer, wie du selbst erlebt hast, die Technik so optimal einzustellen, dass es wirklich gut klingt und auch was die Darsteller angeht, habe ich das Gefühl, dass es manchmal besser sein könnte. Ich will sie keinesfalls behaupten, dass sie ihren Job schlecht machen, aber ich denke doch, dass es oft noch ein Stück besser ginge, obwohl ich vielleicht auch etwas anspruchsvoll bin, gerade jetzt, nachdem ich in den Genuss gekommen bin Pia Douwes, Uwe Kröger und Ethan Freeman live zu erleben. Aber ich würde in jedem Fall ein Musical mit festem Schauplatz jederzeit einem „Wandermusical“ vorziehen.

    Empfehlen würde ich dir keins, weil es wirklich immer reine Geschmackssache ist.

    *drückdich*

    Lino

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