Lesungs- und Interviewbericht: Eoin Colfer in Hamburg (16.09.2014)

cap-san-diegoKnapp anderthalb Wochen nach der Lesung schaffe ich es endlich, den Bericht zum Lesungsbesuch von Eoin Colfer in Hamburg zu schreiben. Zugegeben, auch hier war ich ziemlich aufgeregt, da ich im Anschluss an die Lesung die Gelegenheit erhalten sollte, ein persönliches Interview mit ihm zu führen. Als die Interviewanfrage vom Verlag per Mail reinkam, dachte ich erst, dass das vielleicht keine besonders gute Idee ist – schließlich hatte ich bis dahin nicht eines seiner Bücher gelesen. Aber mein wunderbarer Verlagskontakt hat dann schnell für Abhilfe gesorgt, sodass ich zumindest den Titel, um den es bei der Lesung gehen sollte, lesen und auf dieser Grundlage ein paar Fragen (natürlich wieder auf den allerletzten Drücker) zusammenstellen konnte. Und nach dem Treffen mit Karin Slaughter nur ein paar Tage vorher war ich an diesem Abend natürlich die Professionalität in englischer Reinform ;)

Direkt nach der Arbeit ging es also zum wunderschönen Hamburger Hafen, wo die Cap San Diego bereits für zahlreiche Events zur Verfügung stand und wo an jenem Abend die Lesung zu „WARP – Der Quantenzauberer“ stattfinden sollte. Das Wetter war herrlich spätsommerlich, was den Hafen zu einer wirklich bezaubernden Kulisse machte, doch ich war schon spät dran und huschte deshalb relativ schnell unter Deck. Was ich nicht hätte tun müssen, weil auch Autor und Hörbuchsprecher sich ein wenig verspäteten und die ganze Lesung dann tatsächlich erst 20 Minuten später anfing als geplant.

Und es ging direkt gut los – Eoin begrüßte das bunt gemischte Publikum auf sehr charmante Weise, indem er einen Vergleich zur Titanic zog: „Wir alle wissen ja, wie diese Geschichte ausging.“ Außerdem beglückwünschte er uns zum Weltmeistertitel, was ich überaus sympathisch fand. Die Journalistin Shelly Kupferberg, die an diesem Abend für Moderation und Übersetzung (letzteres war leider teilweise nicht immer stimmig, Aussagen wurden teilweise komplett verdreht) zuständig war, eröffnete dann das Gespräch mit einigen Fragen, sodass wir unter anderem erfuhren, dass der erste Publisher von Eoin seinerzeit sagte, dass niemand Geschichten über böse Jungs in der Heldenrolle lesen möchte – und dass seine einzige Reaktion „I don’t care about!“ war. Wieder ein Lacher, den er verdient hatte.

eoin2Nach der ersten kleinen Fragerunde las Eoin dann selbst einen Teil aus dem ersten Kapitel vor – natürlich aus dem Original. Die gleiche Stelle wurde anschließend noch einmal von Rainer Strecker, der auch das deutsche Hörbuch eingesprochen hat, vorgetragen und abrupt unterbrochen, als ein Lesungsgast mit einem Kreislaufkollaps am Rande der Bestuhlung umkippte und Rainer erst einmal einen Ersthelfereinsatz hatte. Auch hier wurde ganz souverän reagiert: „Ihr könnt es euch gern auch alle bequem machen und euch hinlegen.“

Die Zeit, bis es dem jungen Mann wieder einigermaßen gut ging, wurde erneut durch ein kleines Gespräch überbrückt, doch schon bald ging es weiter mit der planmäßigen Lesung. Eine Antwort blieb mir von diesem Zwischengespräch jedoch besonders im Gedächtnis: Eoin Colfer ist einer von fünf Brüdern und wie es zwischen Geschwistern immer so ist, gab es natürlich auch hier öfter Streit. Für alle, die ebenfalls Ärger mit Geschwistern oder sonst irgendwelchen Menschen haben, hatte Eoin daher einen guten Tipp – seine vier Brüder hat er alle in seine Bücher geholt, um sich für die schrecklichen Dinge aus Kindheit und Jugend zu rächen. Sie in Büchern zu töten ist eindeutig billiger als eine Therapie, so sagt Eoin zumindest. Es folgten dann noch ein zweiter und dritter Ausschnitt auf Deutsch, bei denen man einen sehr guten Eindruck von der Qualität des Hörbuches bekommen konnte.

Nach der überaus amüsanten Lesung bekamen natürlich alle Besucher die Möglichkeit, ihre Bücher signieren zu lassen, und Eoin hatte hier eine Engelsgeduld und nahm sich für jeden einzelnen wirklich viel Zeit. Ich nutzte die Atempause und verschwand kurz nach draußen, wo mich ein wunderschöner Sonnenuntergang erwartete, um eine zu rauchen und nochmal das Diktiergerät und meinen Fragenkatalog zu checken. Für das Interview wurde mir vorab eine halbe Stunde zugesichert und ich wusste, dass ich die Fragen ggf. ein wenig abwandeln müsste, also machte ich mir hier und da noch ein paar Notizen.

sundownerDas Interview selbst wurde dann leider ein wenig hektisch, da zum einen bereits die zweite Lesung an diesem Abend vorbereitet wurde, was auch einen Soundcheck und Möbelrücken bedeutete, und ich zum anderen noch eine Gruppe von der Jugendbuchjury „vorgelassen“ hatte, die ein paar mehr Fragen an Eoin hatten. Dadurch konnte ich leider noch wirklich alle Fragen stellen, die ich mir notiert hatte, und gerade zum Ende der Redezeit wurden die beiden Kolleginnen vom Verlag wegen einer Tischreservierung etwas ungeduldig, sodass leider keine Zeit mehr für ein gemeinsames Foto blieb. Aber immerhin konnte ich noch ein paar Bücher signieren lassen, denn ich habe mir natürlich den ersten Band von Artemis Fowl sowie die Comicadaption gekauft und hatte außerdem noch zwei Bücher von Freunden im Gepäck.

Tja, und nun wartet auch hier eine Audiodatei darauf, dass ich sie anhöre und abtippe und übersetze. Wann ich dazu komme, weiß ich wirklich noch nicht, denn derzeit bin ich neben dem Hauptjob auch viel im Museum und außerdem steht ja auch die Buchmesse vor der Tür. Aber schon bald gibt es noch eine kleine Überraschung für euch ;)


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