Lesungsbericht: Diandra Voigt im Komm Du (31.07.2014)

diandra-seifenblaseAnfang Februar folgte ich dem Hilferuf meiner Seelenschwester und fuhr relativ spontan zu einer Lesung nach Berlin. Auf dieser Lesung erhaschte ich den einen oder anderen Blick auf eine junge Frau, mit der sich meine Seelenschwester nach dem offiziellen Teil auch noch eine ganze Weile unterhalten hatte. Im Augenwinkel sah ich, dass dort ein Buch weitergereicht wurde – mit einem erschreckenden Cover, aber auch einem wunderschönen Titel, der sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Kaum wieder Zuhause fragte ich meinen besten Freund Google, was es mit diesem Buch auf sich hat, und wurde schnell fündig: „Gedankensturm“ von Diandra Voigt. Ich las die Inhaltsangabe und war noch ein bisschen sicherer, dass ich dieses Buch lesen müssen würde, wurde Fan der Facebook-Seite, um auf dem Laufenden zu bleiben, und endlich, endlich kam irgendwann die Nachricht, dass Diandra für eine Lesung nach Hamburg kommen würde. Klar, dass dieser Termin zu einem Pflichteintrag in meinem Kalender wurde, und auch diese Lesung sollte ich nicht alleine besuchen – begleitet wurde ich wieder von der lieben Freundin, die auch schon meine erste Lesung von Lilly mit mir teilte. Ich wusste, dass sie die Grundthematik des Buches ansprechen würde, dass diese aber auch genau der Grund für sie sein könnte, die Lesung nicht zu besuchen. Trotzdem saßen wir am Ende beide ganz vorne.

In Berlin musste ich leider frühzeitig und etwas überstürzt wieder von der Lesung verschwinden und fand deshalb keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, doch ich hatte mit Diandra schon vor der Lesung einigen Kontakt über Facebook, sodass es für mich okay war, vor Ort ein paar Worte mit ihr zu wechseln, bevor es los ging. Aus Erfahrung dachte ich mir, dass sie direkt vor der Lesung noch ein paar Momente für sich braucht, weshalb wir die Begrüßung bei ein wenig SmallTalk beließen in dem Wissen, dass sich anschließend noch die Möglichkeit ergeben würde, einander mehr zu erzählen.

diandra-wegMeine Begleitung und ich waren gespannt und wahrscheinlich auch ein wenig ängstlich in Aussicht auf das, was uns erwarten würde. Denn Diandra, eine 22-jährige bildschöne Frau mit unwahrscheinlich eisblauen Augen, hat acht Jahre lang gegen sich und ihren Körper gekämpft, immer mit dem Ziel, noch mehr abzunehmen. Aus keinem wirklichen Grund, sondern einfach nur, um dünn zu sein. Über diese Jahre und den Weg danach erzählt sie in „Gedankensturm“, doch die Lesung selbst befasste sich gar nicht so sehr mit diesem Thema. Natürlich floss es ein, doch hauptsächlich ging es um so viel mehr. Um den Zauber von Worten, um die Kraft des Freundesrückhalts, um die Macht des eigenen Willens und um das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Problemen und Erfolgen. Und es geht um Werte, allem voran um den eigenen Selbstwert. Deshalb ist man, selbst wenn man vom Thema Essstörung niemals persönlich berührt wurde, von Diandras Erzählungen gefangen und findet sich in so vielen Aussagen wieder. Die eigenen Gedanken kommen während des freien Vortragens ins Trudeln und danach … ja, verwandeln sie sich in einen echten Gedankensturm.

Für meine Begleitung war es schwer, sich all das anzuhören. Um es mit ihren Worten zu sagen: „Es fühlt sich an, als erzählte sie meine Geschichte. Dieses Buch hätte auch ich schreiben können.“ Und ich weiß genau, was sie meint, denn mir geht es mit thematisch anderen Büchern ganz ähnlich. Doch ich weiß auch, dass ihr diese Lesung viel Kraft und Mut mitgeben konnte, und allein das reicht mir als Grund, sie immer wieder zu solch schwierigen Situationen zu „zwingen“ und für sie da zu sein. Hilfe anzubieten, ohne dass danach gefragt wird. Rückhalt geben, wo andere Brücken unter dem Gewicht der Vergangenheit zusammenbrechen, weil sie der Belastung nicht standhalten können.

Nach der Lesung saß ich noch lange mit Diandra zusammen, wir haben uns viel erzählt, einige Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten entdeckt und diverse Pläne geschmiedet, um ein kleines Stück des Weges vielleicht bald gemeinsam zu gehen. Natürlich nahm ich auch ihre beiden Bücher mit und ließ sie mir signieren, wobei „Trotzdem“ derzeit nur auf den Lesungen erhältlich ist. Die Rezension hierzu findet ihr bald hier auf den Schattenwegen, der Gedankensturm muss leider noch ein wenig warten. Doch es wird auch den einen oder anderen Artikel geben, der im Nachhall der Lesung und des Austauschs im Anschluss derzeit noch in meinem Kopf wütet. Denn vieles, was Diandra angesprochen hat, ist so wahr, dass man gar nicht anders kann, als sich damit auseinander zu setzen.

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Wenn ihr also die Möglichkeit habt, eine Lesung von ihr zu besuchen – ob öffentlich oder an einer Schule -, dann nutzt diese Chance. Es ist ein Geschenk und eine Bereicherung.


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