Literarische Zitate (4)

Liebe LeserInnen,

knapp dreieinhalb Monate hat es gedauert, bis mich ein Buch wieder derart mit zauberhaften, zitatfähigen Textpassagen überflutet hat, dass sich ein Zitate-Beitrag lohnt.
Und dann sind es heute gleich wieder zwei Bücher, die es in diese Rubrik geschafft haben. Beide Titel haben mich auf unterschiedliche Weise berührt und natürlich wird es zu beiden Titeln auch noch eine ausführliche Rezension geben.
Bis dahin – lasst euch von den ausgewählten Textstellen vereinnahmen :)

Letztlich sind es nicht die Veränderungen, die einem das Herz brechen, sondern die vertrauten Eigenarten.
(Aus „Die statistische Wahrscheinlichkeit …“ von Jennifer E. Smith, Seite 25)

Ist es möglich, dass du gar nicht weißt, wer dein Typ ist – nicht mal weißt, dass du überhaupt einen Typ hast – bis du ihn ganz plötzlich vor dir siehst?
(Aus „Die statistische Wahrscheinlichkeit …“ von Jennifer E. Smith, Seite 35)

Jede von uns hatte eine den Körper umgebende Imtimsphäre. Einen Raum, vor dessen Zugang die andere stehen blieb. Man konnte die Grenzen dieses Raums nicht sehen oedr berühren, aber sie waren da. Und wie es diese Sphäre um den Körper gab, so gab es auch einen Bereich unserer Seelen, den nie jemand betreten durfte.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 26)

Vielleicht gab es deshalb so wenige Farben in meiner Kindheit, dachte ich mit einem Gefühl der Isolation, obwohl ich mitten zwischen den Gästen der Ausstellungseröffnung stand, die mir ein anerkennendes Lächeln zuwarfen, sobald ich in ihre Richtung sah. Weil Schweigen keine Farbe hatte. Weil es alle Farben zurückwarf, so wie Porzellan das Licht reflektiert.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 42)

Erinnerungen sind wie Kleider. Sie können getragen und durchlöchert sein, lassen sich mit dem Sonntagsstaat des Großvaters an die nächste Generation vererben oder zu Flickenteppichen verweben. Man kann sie aufheben, Trophäen gleich, wie das Hochzeitskleid und die Lederjacke, die man auf der ersten Demo gegen die Startbahn West getragen hat. Sie lassen sich ändern. Gekürzt und geweitet, passen sie sich der Gestalt des Trägers an. Sie nutzen sich ab oder werden geschont, wenn man sie nicht so oft anzieht.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 49/50)

ich begann sinnloses Zeug zu reden, weil ich nicht über das sprechenw ollte, was ich fühlte. Haltlose Traurigkeit. Und Liebe. Viel zu viel Liebe.
Vielleicht war das mein Problem. Zu viel Liebe, nicht zu wenig davon, dafür aber zu wenige Wörter, um darüber reden zu können. Kunst ist eine Sprache, die ohne Wörter auskommt, dachte ich noch.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 66)

Weil jemanden zu lieben bedeutet, ihn auch verlieren zu können.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 335)

Liebe braucht Weite und Freiheit, um wachsen zu können. Grenzen und Verborgenes lassen sie verkümmern.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 339)

Das Leben wird im Rückblick zur Geschichte. Und es gibt Geschichten, die sind zu wahr, als dass man sie glauben könnte. Es gibt Geschichten, die hält man nur in Brüchen und mit Lücken aus.
(Aus „Morgen bist du noch da“ von Mila Lippke, Seite 339)


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