Wie geht es mit den Schattenwegen weiter?

Dieser Artikel brennt mir schon etwas länger unter den Nägeln und ich möchte euch vorwarnen, denn ich weiß selbst noch nicht, in welche Richtung er sich entwickeln wird. Wahrscheinlich hat er nicht mal einen roten Faden, aber irgendwo muss ich anfangen und irgendwo werde ich enden.

Vor dreizehn Jahren, zwei Wochen und sechs Tagen habe ich auf einem inzwischen nicht mehr öffentlich zugänglichen Blog meinen ersten Artikel online gestellt und bin damit ins Bloggerleben eingestiegen. In all dieser Zeit habe ich auf ganz unerschiedliche Weisen viele Entwicklungen mitgemacht, sowohl blogtechnisch als auch im Offline-Leben. Das Bloggen war mal mehr, mal weniger ein fester und wichtiger Bestandteil meines alltäglichen Lebens, teilweise gingen gerade in der Anfangszeit sogar mehrere Artikel online. Zwischendurch gab es immer mal ruhigere Phasen, mitunter auch komplette Stille – und trotzdem bin ich immer wieder zurückgekehrt.

Das Bloggen hat mir rückblickend immer Freude bereitet. Ich hatte Spaß daran, meine Gedanken mit meinen Lesern zu teilen. Es hat mir geholfen, einfach drauf losschreiben zu können und zu wissen, irgendwer da draußen wird diese Worte lesen. Und vielleicht helfen sie demjenigen. Der Austausch mit euch über alle möglichen und unmöglichen Thematiken hat mich oft inspiriert, beim Gedankensortieren unterstützt, neue Gedanken in Bewegung gesetzt. Seien es persönliche Gedanken, Literatur, Musik oder auch mal völliger Blödsinn – ich konnte irgendwie alle einfach hier „abladen“ und hatte ein Auffangnetz.

Und nun sitze ich seit einigen Tagen, oder vielleicht auch schon Wochen, immer wieder da und frage mich, wie es weitergehen soll. Ob das Projekt „Schattenwege“ als das, was es ursprünglich ausmachte, noch einen Sinn hat. Ob meine Bloggerzeit möglicherweise vorbei ist. Ob ich dem Bloggen entwachsen bin. Ob es vielleicht an der Zeit ist, der Blogsphere den Rücken zu kehren und mich auf andere Sachen im Leben zu konzentrieren. Auch wenn ich gerade nicht einmal weiß, welche Sachen das sein könnten.

Es ist nicht so, dass mir der Input fehlt, ganz im Gegenteil – die Ideen sprudeln nach wie vor, aber ich merke auch, dass mir immer mehr die Motivation zur Umsetzung, zum Bloggen per se fehlt. Selbst wenn ich mit den Mädels von der Blogger-WG zusammensitze und wirklich Lust habe, etwas zu schreiben, starre ich oftmals nur auf den Monitor, klicke mal hier und mal da sinnlos umher, und irgendwann ist der Abend vorüber und ich habe nichts Produktives geschafft. Vieles hat sich vom Blog selbst auf die sozialen Medien verlagert, ich bin viel auf Instagram und Twitter unterwegs. Aber dort und auch hier fehlt mir inzwischen der Austausch.

Natürlich ist mir bewusst, dass ohne Inhalte auch keine Kommentare kommen können. Dass ohne Grundlage keine Diskussionen stattfinden können. Dass ohne Gegenbesuche auf anderen Blogs kein richtiger Austausch möglich ist.
Doch statt zu bloggen und andere Blogs zu besuchen, Content zu schaffen und Kommentare zu schreiben steht mir der Sinn oftmals einfach nach Rumgammeln. Dann liege ich auf der Couch und greife nicht mal zu einem Buch, um zu lesen, sondern veranstalte Serienmarathons oder verschwende meine Zeit am Handy oder schlafe einfach.

Kurz gesagt: Ich weiß nicht mehr, was ich hier tue. Ihr selbst habt die Veränderung bemerkt. Es fällt mir oft sogar schwer, mich auch nur für einen regelmäßigen Artikel in der Woche aufzuraffen.
Vor dreizehn Jahren und fast einem Monat habe ich mit dem Bloggen angefangen und es war ein willkommenes Ventil, hat mich durch sehr dunkle Phasen getragen, gab mir die Möglichkeit des Kontakts zur Außenwelt, wenn ich keine Lust auf soziales Miteinander hatte oder schlichtweg nicht dazu in der Lage war. Manch einer würde sagen, dass ich ein alter Hase bin, und vielleicht ist genau das der Punkt. Vielleicht ist es an der Zeit, das Feld den jüngeren Bloggern zu überlassen. Vielleicht habe ich meinen Blogger-Zenit einfach erreicht und überschritten.

Ich weiß es nicht. Und ich weiß nicht, wie es mit den Schattenwegen weitergehen wird. Zwischendurch spüre ich immer mal einen kleinen Motivationsaufschwung, gerade dann wenn neue Ideen in meinem Kopf entstehen und die Vorfreude auf die Umsetzung mich geradezu euphorisch macht. Aber genau dabei bleibt es dann auch – bei der Vorfreude. Denn irgendwie schaffe ich es nicht, die Umsetzung in Angriff zu nehmen. Keine Ahnung, woran es liegt.

Es gab immer ruhige Zeiten und ich habe bisher immer irgendwie versucht, diesen ein Ende zu setzen. Habe euch wieder mehr Content versprochen und war auch wirklich entschlossen, genau dafür zu sorgen. Wie gesagt, an Ideen mangelt es nicht. Ich möchte die Schattenwege nicht aufgeben, denn sie sind schon so lange Teil meines Lebens und es sind viele Erinnerungen mit ihnen verknüpft. Manchmal stöbere ich in alten Artikeln und muss lächeln, weil ich mich noch genau an das Gefühl erinnern kann, das ich beim Schreiben hatte. Und beim Lesen eurer Rückmeldungen.

Daher kann und will ich euch dieses Mal keine Besserung geloben. Damit würde ich mich selbst nur unter Druck setzen, und ich weiß nicht, ob ich dem derzeit gewachsen bin. Und ob ich dieses Versprechen einhalten kann. Ich bin froh, diese Möglichkeit zu haben, und ich weiß, dass die Artikel hier noch immer gelesen werden. Wenn ich denn mal welche schreibe, die von Bedeutung sind.

Daher möchte ich euch um Geduld und Verständnis bitten. Es wird sich wahrscheinlich nicht allzu schnell sofort alles ändern, aber ich möchte mir und den Schattenwegen die verschiedenen Optionen offen lassen. Was meint ihr, lassen wir einfach gemeinsam alles auf uns zukommen und schauen mal, in welche Richtung sich alles entwickelt?

Danke, dass ihr da seid. Geblieben seid.


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9 Kommentare
  1. Tabea sagt:

    Auf jeden Fall schön von dir zu lesen (in welcher Form auch immer) und schön, dass es dich gibt.

  2. Du würdest mir wahnsinnig fehlen. Weil du nicht wie die Masse bist, sondern noch besonders bist. Wie viele Blogger sind nur wegen RezEx unterwegs und man merkt es, bei dir war das immer anders. Zum Beispiel hast du für lilly lindner gekämpft. Das machen die wenigsten. Du bliebst du authentisch und echt.
    Aber ich kann dich nachvollziehen. Irgendwann ist die Luft raus, irgendwann braucht man Abstand, vielleicht auch erst mal nur eine Pause, andererseits weiß ich das man am liebsten erst einmal alles wegschieben möchte, komplett raus aus dem Zwang.
    Egal wie du dich entscheidest, ich hoffe ich werde zumindest noch etwas von dir mitbekommen.
    Sei lieb gegrüßt Nicole

  3. Maike sagt:

    Liebe Jessica,
    ich kann deine Gedanken so gut nachvollziehen, war ich doch selbst schon mehrfach an dem Punkt. Was habe ich dann immer gegrübelt und in Frage gestellt und wie oft war ich kurz davor, auf „Löschen“ zu klicken! Dabei war das völlig unnötig. Tatsache ist doch, dass man sich nun mal weiterentwickelt und dadurch manche Dinge einfach nicht mehr so passen, wie zuvor. Für mich bedeutete diese Erkenntnis, dass ich meinen Blog nicht lösche, sondern Grenzen sprenge und mir erlaube, mich auch als Bloggerin zu verändern. Immer und immer wieder.

    Das mag vielleicht nicht der richtige Weg für dich sein, aber ich bin mir sicher, dass du ihn finden wirst. Nimm dir Zeit und dräng dich nicht.

    Ganz liebe Grüße,
    Maike

  4. Jen sagt:

    Hey.

    Es ist sehr interessant deinen Gedankengängen zu folgen. Ich folge dir Bild in den Social Medien und beobachte was du tust und sagst. Ich mag dein Content, deine Texte und deine sympathische Art. Ohne Frage, wäre die Bloggerwelt ohne dich um ein wundervolle Person weniger reich, aber wer weiß wo dein Weg dich hinführt? Ich finde es gut, dass du das machen möchtest wo dein Gefühl dich hinleitet und ich hoffe sehr, ob mit oder ohne, dem Blog, dass du damit glücklich bist.

    Herzlichst
    Jen

  5. Herr Bock sagt:

    Es wäre traurig, wenn der Blog „verschwinden“ würde. Vielleicht ist ein Kompromiss die Lösung: Schreiben, wenn es dir passt. Und nicht dem Zwang unterliegen, zu einer bestimmten Zeit einen Artikel zu liefern. Ich wollte meinen auch regelmäßig beliefern. Hat aber noch nie funktioniert. Ein Blog ist Leben. Leben verändert sich und so auch der Blog. Gib ihm den Raum, den er braucht.

    Liebe Grüße
    Markus

  6. Jacquy sagt:

    Verstehe ich, so geht es mir phasenweise auch immer wieder, aber das hat sich bisher jedes mal wieder gegeben.
    Da ich aktuell viele Podcasts höre: Hast du mal überlegt, vielleicht das Medium zu wechseln und statt zu schreiben einfach draufloszureden? Ich weiß, dass das nicht für jeden was ist, aber ich weiß natürlich nicht, ob du zu diesen Leuten gehörst. Wenn deine Ideen rauswollen, das schriftlich aber nicht funktioniert, wäre das vielleicht einen Versuch wert. :)
    Egal wie, ich hoffe du findest deinen Weg.

  7. Buchgefieder sagt:

    Hallo liebe Jessica,

    ich kann dich so gut verstehen und ich denke, du solltest wirklich alles auf dich zukommen lassen. Mir geht es in der letzten Zeit sehr ähnlich, aber trennen will ich mich von meinem Nestchen nicht. Lieber fahre ich in meinem eigenen Tempo, auch wenn es bedeutet, dass es vielleicht nur noch ein oder zwei Beiträge pro Monat gibt. Du wirst einen Weg finden, der dich glücklich macht!

    Ganz liebe Grüße
    Karin

  8. Elena sagt:

    Ich blogge jetzt seit etwa zwölf Jahren und habe beim Bloggen bessere und schlechtere Zeiten erlebt. In der Zeit gab es mehrere Blog-Neustarts, denn Interessenschwerpunkte usw. verändern sich (was auch gut ist). Jedenfalls finde ich für mich sehr hilfreich nicht darauf zu schauen, was war, sondern was möchte ich jetzt. Fast täglich bloggen und zahlreiche wiederkehrende Rubriken zu haben passt zum Beispiel für mich nicht mehr. Stattdessen schreibe ich nur noch ausgewählte, dafür oftmals länger geratene Beiträge. Gern auch mal zu Themen, die sehr weit weg vom „üblichen“ Buchblogger-Geschreibsel sind. Von den Klickzahlen her fahre ich interessanterweise jetzt sogar besser.

    Letztlich musst du den Weg finden, der zu dir passt. Es ist auch legitim, ein Hobby gänzlich aufzugeben. Und vielleicht nach ein paar Jahren Pausen wieder zurückzukommen. Oder auch nicht. Unsere Freizeit ist zu kostbar, um sich selbst das Leben schwer zu machen :)

  9. Silvia sagt:

    Hochs und Tiefs gibt es immer wieder. In einigen Punkten, die du erwähnst erkenne ich mich wieder. Vielleicht versuchst es vielleicht mal mit einer Pause? Vielleicht erst mal nur ein paar Wochen? Es könnte gut sein, dass du dadurch wieder richtig Lust bekommst. Wenn dir dabei aber nichts fehlt, brauchst du vielleicht eine größere Veränderung. Ein Hobby soll Spaß machen und keine Pflicht sein!
    Du wirst sicher die für dich, zu diesem Zeitpunkt richtige, Entscheidung treffen.
    Viele Grüße
    Silvia

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