Die Göttinnen von Otera – Golden wie Blut (Namina Forna)

Die Göttinnen von Otera – Golden wie Blut (Namina Forna)

Klappentext:

Bitte lass mein Blut rot sein, bitte lass mein Blut rot sein, bete ich.

Als goldenes Blut aus ihren Adern fließt, ist für Deka klar, dass sie nie dazugehören wird. Wegen ihrer dunklen Hautfarbe galt sie schon immer als Außenseiterin. Doch dann kennzeichnet ihr goldenes Blut sie als Alaki, als Dämon. Nur ein Dekret des Kaisers von Otera kann sie retten: Er stellt eine Armee aus den beinahe unsterblichen Alaki zusammen. Deka wird zur Kriegerin ausgebildet und lernt dabei nicht nur zu kämpfen, sondern auch die Gebote infrage zu stellen, durch die sie als Frau ihr Leben lang unterdrückt wurde.


Rezension:

Schon ihr ganzes Leben lang muss Deka aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe mit Vorurteilen kämpfen. Als junge Frau hat sie ohnehin einen untergeordneten Status, und sie wartet sehnsüchtig auf den Tag ihrer Blutprobe – denn dann kann sie hoffentlich endlich beweisen, dass sie genauso zur Dorfgemeinschaft gehört wie alle anderen Mädchen auch. Als das Dorf während der Zeremonie von Todesrufern angegriffen wird, überschlagen sich die Ereignisse, und Deka wacht schließlich angekettet in einem Verlies auf. Schnell stellt sich heraus, dass ihr Blut nicht rot, sondern golden ist, und das ist der Beginn einer langen Folter. Bis sie schließlich Besuch von Weißhand bekommt, die Deka gemeinsam mit einem weiteren Mädchen nach Hemaira bringt, wo sie in den Dienst des Kaisers treten. Vor Deka und ihren Mitstreiterinnen liegen Wochen harten Trainings, während derer nicht nur Körper und Geist ausgebildet werden, sondern Deka auch die Geheimnisse ihrer Vergangenheit und ihrer besonderen Gabe erforscht.

Wie viel weiß ich nicht, weil ich mich an die Verbote aus den Schriftrollen gehalten habe? Wie viele Erfahrungen habe ich nicht gemacht, weil ich nie auf die Idee gekommen bin, es zu versuchen?
(Seite 169)

Wenn man den Auftaktband der Die Göttinnen von Otera-Trilogie in einem Wort zusammenfassen soll, fällt die Wahl schwer. Neben einem beeindruckenden Worldbuilding und greifbaren Charakteren verarbeitet Namina Forna in Golden wie Blut auch zahlreiche gesellschaftskritische Themen. Vorurteile und Mobbing, patriarchalische und rassistische Denkweisen, historische Lügengebilde und Unterdrückung vermeintlich Minderwertiger sind nur ein kleiner Teil dessen, was den Leser erwartet. Geschickt wird hier der unterbewusste Gerechtigkeitssinn geweckt und gefordert, ohne mit die wortwörtliche Moralkeule zu schwingen. Auf gewalttätige Szenen muss trotzdem nicht verzichtet werden, denn die Autorin versteht es auch hervorragend, Kampfszenen in sehr bildhafter Sprache darzustellen. Ab empfohlenen 14 Jahren sollte die Zielgruppe also mit Bedacht zu diesem Buch greifen und vor allem zartbesaitete Gemüter auf jeden Fall mit einem Gesprächspartner vorsorgen. Denn dass während und vor allem nach der Lektüre Gesprächsbedarf bestehen wird, dürfte definitiv in der Absicht der Autorin gelegen haben. Hier wurde viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail an der Ausarbeitung der einzelnen Themen, der Entwicklung der verschiedenen Figuren sowie deren Beziehungen zueinander und der Darstellung der relevanten Schauplätze bewiesen. Auch die eher nebensächliche, aber wahrscheinlich unabdingbare Liebesgeschichte kann hier überzeugen – sie beruht vor allem auf Kameradschaft und nimmt der hauptsächlichen Erzählung keinerlei Raum, sondern wird unaufdringlich und zart eingebunden.

Was Golden wie Blut zu einem besonderen Lesehighlight macht, ist außerdem die durchweg auf hohem Niveau gehaltene Spannung. Selbst eigentlich langweilige Erkundungen und Trainings wurden mit so viel Energie versehen, dass es schwerfällt, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Tatsächlich fällt man während der Lektüre fast in einen Rausch und kann nicht schnell genug umblättern, weil der Wissensdurst über die weiteren Entwicklungen viel zu groß ist. Auch sprachlich gesehen bewegt sich Namina Forna auf einem angenehmen Niveau, sodass nicht nur junge Erwachsene schnell in die Geschichte finden, sondern auch ältere Leser so manche Überraschung erwarten dürfen und sich trotzdem wohlfühlen. Die mehr als 500 Seiten merkt man während des Lesens kaum, da kaum Atempausen gegönnt werden und ganz besonders das Finale des ersten Bandes einen echten Leseflash auslöst. Es gibt zwar keinen allzu fiesen Cliffhanger, doch der zweite Band Purpur wie Rache wird trotzdem mit Spannung und wachsender Ungeduld erwartet. Deka und ihre Freunde haben sich auf jeden Fall einen Platz im Leserherz gesichert und schon jetzt blickt man voller Vorfreude den weiteren gemeinsamen Abenteuern entgegen.


Fazit:

Golden wie Blut ist ein unfassbar vielseitiger Auftakt, der mit starken weiblichen Charakteren, einem tollen Weltenaufbau, unverhohlener Gesellschaftskritik, teilweise blutrünstiger Gewalt und ein bisschen Liebe aufwartet. Die Göttinnen von Otera öffnet die Augen, hinterfragt altbewährte Systeme und macht nicht nur wütend, sondern auch enorm neugierig auf die weiteren Bände der Trilogie. Namina Forna hat mit ihrem Debüt einen echten Pageturner geschaffen, und man darf sich hoffentlich noch auf viele weitere Bücher dieser Autorin freuen. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung!



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