Firelight: Brennender Kuss (Sophie Jordan)
Klappentext:
Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer …
Er ist ihr Todfeind.
Sie ist sein Opfer.
Nichts brennt heißer als ihre Liebe.
„Du bist nicht wie andere Mädchen. Du bist etwas Besonderes.“
Über mir schwebt die Gefahr, so dicht und drückend wie der schwere Nebel, den ich zurückgelassen habe. Und doch kann ich nicht genug davon – von ihm – bekommen. Würde er die Wahrheit kennen, wäre er nicht hier. Wenn er wüsste, wer ich wirklich bin, was ich bin …
Rezension:
Dann spüre ich das vertraute Ziehen in der Brust, während meine menschliche Hülle schmilzt und sich auflöst, um von meiner viel dickeren Drakihaut ersetzt zu werden.
Mein Gesicht wird kantiger, die Wangenknochen bekommen mehr Kontur, werden spitzer und dehnen sich. Während meine Nase eine neue Form annimmt und kleine Höcker sich abzeichnen, verändert sich auch mein Atem. Alle meine Gliedmaßen werden lockerer und länger. Es fühlt sich gut an, wie meine Knochen sich strecken. Voller Vorfreude hebe ich den Kopf und blicke in den Himmel, zu den Wolken. Ich sehe sie, als würde ich bereits durch sie hindurchgleiten – fast kann ich ihren kühlen, feuchten Kuss schon spüren.
[…]
Mir wachsen hauchzarte Flügel, die ein bisschen länger als mein Rücken sind, bis sie schließlich ihre volle Weite entfalten. Mit einem leisen Wispern recken sie sich in die Luft – als würden auch sie seufzen. Als würden auch sie sich nach Erlösung sehnen. Nach Freiheit.
(Seite 9)
Jacinda ist eine Draki – ein Mensch, der Drachenblut in sich trägt und sich dadurch in einen Drachen verwandeln kann. Gemeinsam mit ihrem Rudel lebt sie relativ abgeschirmt in den Bergen, wo ein magischer Nebel sie vor der Entdeckung durch normale Menschen und vor allem die Jäger schützt. Doch eines Nachts flieht Jacindas Mutter Hals über Kopf mit ihr und ihrer Schwester – aus für Jacinda und auch den Leser nicht ganz nachvollziehbaren Gründen, die erst im Laufe des Buches genauer erläutert und somit deutlicher werden. Denn in Jacindas Augen gehört sie zum Rudel, auch wenn sie davon überzeugt ist, nicht mit dem ihr vorherbestimmten Draki-Prinzen Cassian zusammen alt werden zu wollen. Doch auf Grund ihrer Art und Gabe – sie ist nämlich ein seltener Feuerdraki – ist genau diese bevorstehende Verbindung das Einzige, was sie in den Augen des Rudels so unentbehrlich macht. Obwohl Cassian und Jacinda zusammen aufgewachsen sind, bestehen zumindest von Jacindas Seite aus keine romantischen Gefühle – diese lernt das junge Draki-Mädchen erst kennen, als sie in der Schule dem Jungen Will über den Weg läuft. Der ihr sofort bekannt vorkommt, denn es gab bereits vor der überstürzten Flucht eine Begegnung zwischen ihnen – Will ist ein Jäger und Jacinda seine bevorzugte Beute.
Eine eigentlich verbotene und unmögliche Liebe also, die sich zwischen den beiden anbahnt. Im Grunde nichts Neues und doch schafft Sophie Jordan es in Firelight: Brennender Kuss, eine neue Geschichte zum Besten zu geben. Unterstützt wird das sicher durch die liebevolle Gestaltung ihrer Charaktere, die dem Leser sofort ans Herz wachsen, ganz abgesehen von den mitunter wundervollen Namen der Protagonisten. Zwar ist die Grundstory bereits vielfach in der Romantasy-Sparte zu finden, allerdings findet der Leser in diesem Serienauftakt viele wunderbare Details, die den Einheitsbrei aufwerten und zu etwas Besonderem machen. Und obwohl das gedankliche und emotionale Hin und Her von Seiten Jacindas – durch die Ich-Perspektive lernt man vor allem ihre Sicht der Dinge kennen – zeitweise leicht auf die Nerven geht, so ist ihr Zwiespalt doch sehr gut nachvollziehbar. Die Autorin versteht es, jugendliche Gedanken zu erfassen und glaubhaft rüberzubringen, was sich auch in der Sprache niederschlägt: Leicht zu lesen und wohl vor allem für junge Leser dadurch auch leicht zu verstehen. Zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich jedoch als erwachsener Leser unterfordert, vielmehr ist man ganzheitlich gut unterhalten – Geschichte, Charaktere, Detailreichtum: Es passt einfach alles zusammen und wirkt stimmig.
Abgerundet wird die zauberhafte Geschichte mit kleinen Abstrichen von einer einnehmenden Optik. Der Loewe-Verlag hat mit seiner optischen Gestaltung ein gutes Händchen bewiesen, denn nicht nur das Cover sticht sofort ins Auge und zieht Blicke fast magisch an, auch die schlichte Innengestaltung vermag in ihren Bann zu ziehen. Erstaunliche Stabilität von Einband und Schutzumschlag lässt das Buch auch nach dem Lesen wie neu aussehen und die vereinzelten Reliefkomponenten laden immer wieder zum Drüberfahren ein. Hier ist man als Leser fast versucht, das Buch einfach nur anzuschauen anstatt es auch wirklich zu lesen – letztendlich kann man jedoch einfach nicht widerstehen und auch ein Unterbrechen ist nur schwer durchzuziehen, denn Jacinda und Will üben eine Anziehungskraft aus, die nicht nur aufeinander, sondern auch auf den Leser wirkt. Daher ist der erste Firelight-Band leider schon viel zu bald ausgelesen und man brennt darauf, übrig gebliebene Fragen beantwortet zu bekommen und weiterhin Teil des feurigen Abenteuers zu sein.
Für die Folgebände darf sich Sophie Jordan gern weiterhin an ihr bisheriges Konzept halten, ihren Charakteren jedoch Entwicklungsmöglichkeiten bieten und dem Leser mehr über die Geschichte und das Wesen der Draki selbst erfahren lassen. Schön wäre auch ein Glossar, in dem der Leser sich über die einzelnen Draki-Arten und ihre Fähigkeiten und Besonderheiten informieren kann – denn man bekommt in Brennende Liebe zwar einige Draki und deren Vorzüge genannt, wirklich viel erfährt man jedoch leider nicht.
Fazit:
Der Firelight-Auftakt verspricht viel und hält das Meiste: Brennender Kuss hat alles, was ein erfolgreicher Jugendfantasyroman heute braucht. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Kummer, nicht ganz normale Jugendliche und jede Menge knisternder Zündstoff – im wahrsten Sinne des Wortes. Sophie Jordan schafft einen vielleicht nicht unbedingt sehr innovativen, aber doch vielversprechenden Startschuss zu einer neuen Romantasy-Reihe und als Leser darf man nun ungeduldig der hoffentlich bald folgenden Fortsetzungen harren.
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