What I Like About You – Mitten ins Herz (Marisa Kanter)

What I Like About You – Mitten ins Herz (Marisa Kanter)

Klappentext:

Kels und Nash sind beste Freunde. Beide lieben sie Bücher und können über alles miteinander reden. Online. Denn im echten Leben haben sich die beiden noch nie gesehen. Allerdings gibt es da eine Sache, die Nash nicht weiß: Kels heißt eigentlich Halle. Online ist sie als Kels eine bekannte YA-Buchbloggerin und hat alles, was ihr als Halle im echten Leben fehlt: Freunde, eine tolle Community, Selbstvertrauen und natürlich Nash. Doch dann wechselt Halle für ihr Abschlussjahr an eine neue Schule, und plötzlich steht Nash leibhaftig vor ihr. Nash, der keine Ahnung hat, wer sie wirklich ist. Nash, der sie plötzlich total durcheinanderbringt. Nash, dessen Herz jedoch einer anderen zu gehören scheint …


Rezension:

Nachdem Halle ihr bisheriges Leben ständig umgezogen ist und quasi aus dem Koffer gelebt hat, zieht sie für das letzte Schuljahr gemeinsam mit ihrem Bruder zu ihrem Großvater, während ihre Eltern für eine Dokumentation auf Rundreise ins Ausland gehen. Für Halle ist es das erste richtige Zuhause, seit sie eigentlich denken kann, und sie hat den Plan, sich bestmöglich auf die College-Bewerbungen vorzubereiten. Dazu gehört auch, ihren bereits sehr erfolgreichen Buchblog auf die nächste Stufe zu heben. Dies wird eine besondere Herausforderung, als ihr bester Online-Freund Nash auf einmal in Fleisch und Blut vor ihr steht – denn online ist Halle quasi eine andere Person. Nash ahnt also nicht im Geringsten, dass es sich bei seiner neuen Mitschülerin um seine langjährige Freundin Kels handelt, mit der er einfach über alles sprechen kann. Aus Angst, dass er sie als echten Menschen weniger leiden könnte, behält Halle ihre Online-Identität geheim und verstrickt sich immer mehr in Lügen. Bis sie irgendwann selbst nicht mehr weiß, wo Kels aufhört und Halle anfängt. Und Nash drängt Kels nichtsahnend immer weiter zu einem realen Treffen auf dem großen Book-Con, was Halle in zusätzliche Bedrängnis bringt. Doch wann wäre der richtige Zeitpunkt, ihren besten Freund und Schwarm darüber aufzuklären, dass beide Mädchen ein und dieselbe Person sind?

Ein Liebesroman für Jugendliche, in dem es um Bücher, Cupcakes und Internetpräsenzen geht – was könnte in der heutigen Zeit aktueller sein und die Zielgruppe auf Anhieb ansprechen? What I Like About You scheint auf den ersten Blick die perfekte Mischung aus Zucker, Drama, erster Liebe und zeitgemäßer Internetnutzung zu sein. Der Einstieg in die Geschichte fällt dem Leser leicht, mit ihrem Sprachstil trifft Marisa Kanter direkt einen Nerv und Mitten ins Herz. Auch die Charaktergestaltung ist ihr gutgelungen – man hat das im realen Leben eher durchschnittliche, schüchterne, etwas rastlose Mädchen, das online allerdings selbstbewusst, schlagfertig und unfassbar kreativ ist, und als Gegenpart einen ebenso durchschnittlichen Jungen mit kreativer Ader, der bis auf seinen Namen online jedoch nichts ändert. Hinzu kommen einige liebeswerte Nebencharaktere, die dem Leser recht schnell ans Herz wachsen und der Geschichte eine gewisse Würze verleihen – seien es die besten FreundInnen (on- und offline) oder Halles Familie, die einfach eine wunderbar spezielle Dynamik hat und den Leser mehr als einmal zum Lachen bringt. Mal ganz abgesehen von den zauberhaften Cupcakes, die regelmäßig gebacken und erwähnt werden und dem Leser förmlich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Leider geht in What I Like About You – Mitten ins Herz durch das Lügenkonstrukt, das Halle/Kels aufbaut und an dem sie viel zu lange festhält, einiges verloren. Auch zahlreiche, meist unnötige Wiederholungen und das starke Betonen der beiden komplett verschiedenen Persönlichkeiten (Spoiler: So unterschiedlich sind sie gar nicht.) machen das Lesen teilweise etwas anstrengend. Bis zu einem gewissen Punkt ist Halles Versteckspiel durchaus nachvollziehbar, doch die Möglichkeiten einer Offenbarung sind ebenso zahlreich wie ungenutzt verstrichen. Marisa Kanter scheint, ähnlich wie Halle, den richtigen Zeitpunkt irgendwie verpasst zu haben, an dem die Geschichte einen notwendigen Wendepunkt erreicht hat, wodurch die Story an manchen Stellen künstlich verlängert wirkt und man ein wenig die Lust verliert, überhaupt weiterzulesen. Vor allem, weil manchmal gefühlt alles und dann wieder seitenlang gar nichts passiert.

Positiv hervorzuheben sind neben dem leichten Schreibstil und dem meist spritzigen Humor die kleinen Geheimnisse und Eigenarten aller Charaktere, und auch das unaufdringliche Einflechten von Diversität und Informationen über das Judentum bringt frischen Wind in eine Geschichte, die von der Grundidee her viel Potential mit sich bringt, aber leider insgesamt eher durchschnittlich bleibt. Als Debüt ist What I Like About You – Mitten ins Herz durchaus solide und vielversprechend, bringt aber einige Schwachstellen mit sich. Als unterhaltsame Lektüre zwischendurch geeignet, bleibt der Roman nach Beenden aber eher weniger im Kopf.


Fazit:

What I Like About You – Mitten ins Herz könnte eine zuckersüße Liebesgeschichte für Jugendliche sein, gäbe es nicht ein paar gravierende Schwachpunkte, die das Lesen teilweise etwas anstrengend machen. Marisa Kanter bringt viel Potential mit, schafft es aber nicht, dieses voll auszuschöpfen. Trotzdem lohnt sich ein Blick ins Buch, das in jedem Fall kurzweilige Lesestunden liefert.



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