Engelsnacht (Lauren Kate)
Klappentext:
»Solange ich mich erinnern kann, habe ich die Schatten gesehen. Dunkle, tanzende Silhouetten, die immer um mich waren. Jetzt, an meiner neuen Schule, sind sie noch stärker geworden. Manchmal glaube ich, nur ein Schutzengel kann mich noch retten. Aber ich habe niemals an Engel geglaubt. Bis ich IHN traf …«
Unheilvoll und schicksalhaft:
Die Geschichte zweier gefallener Engel, immer wieder dazu verdammt, sich zu verlieben und aufs Neue zu verlieren.
Innerer Klappentext:
Wiedergeboren, um wieder zu lieben …
Lucinda Price, genannt Luce, ist siebzehn und den ersten Tag auf dem Internat, als sie ihn sieht: Daniel Grigori, den unglaublich attraktiven, aber auch unglaublich distanzierten Jungen, von dem sie sicher ist, dass sie ihm schon einmal begegnet ist. Daniel jedoch behauptet, sie nicht zu kennen – er scheint sie sogar zu hassen und weicht ihr aus, wo immer er kann.
Doch immer wenn Luce etwas Schlimmes widerfährt, sobald die bedrohlichen Schatten sie wieder umtanzen, die sie seit ihrer Kindheit umgeben, ist Daniel zur Stelle. Mehrfach rettet er ihr Leben. Allmählich kommen die beiden sich näher, und da erst erfährt Luce, welches dunkle Geheimnis sie beide umgibt …
Rezension:
Schon seit sie klein war, sieht Luce immerzu dunkle Schatten um sich herum. Während sie ihr früher nur Gesellschaft leisten zu schienen, werden sie seit einigen Monaten bedrohlich. Als bei einem Brand, bei dem sich nur sie und der Junge, in den sie verliebt war, in dem betroffenen Bootshaus befanden, eben dieser Junge zu Tode kommt, sehen ihre Eltern keinen anderen Ausweg und schicken sie in ein Internat, in dem besondere Fälle untergebracht sind. Die Regeln in diesem Internat sind sehr streng – die Schüler dürfen nur schwarz tragen, es ist nur ein fünfzehnminütiges Telefonat in der Woche erlaubt, Handys und jede Art von Waffen müssen am Aufnahmetag abgegeben werden – und überhaupt scheint es eine Bestrafung zu sein, dass Luce von ihren Eltern regelrecht abgeschoben wird.
Schon am ersten Tag auf dem unheimlichen, von sichtbaren und unsichtbaren Kameras überwachten Gelände lernt sie den charismatischen Cam kennen, der bereits zum zweiten Mal am Internat und somit bereits bei seinen Mitschülern ein bekanntes Gesicht ist. Cam, der einfach nur als „coole Sau“ zu bezeichnen ist, zeigt sofortiges Interesse an ihr und Luce fühlt sich nicht nur geschmeichelt, sondern auch von ihm angezogen. Auch Arrianne steht ihr ab dem ersten Tag zur Seite, ebenso wie Penn, die beide zu Freundinnen und wichtigen Personen – auch für die Handlung – werden. Und dann wären da noch Roland, Molly und natürlich Daniel, die neben der Bibliothekarin Sophia die Hauptrollen im Buch übernehmen. Zwar gibt es noch einige Nebencharaktere, doch dieses Grüppchen füllt den größten Teil allein aus.
Wo es eigentlich genügend Charaktere gibt, mangelt es jedoch sehr an Handlung. Es fehlt an Substanz, denn im Grunde wird dem Leser nur das momentan in den Läden gut zu verkaufende angeboten: Es gibt eine Schule, ein in irgendeiner Art ausgestoßenes Mädchen und zwei Jungs, zwischen denen es sich entscheiden muss. Der Stoff, aus dem die Träume der AutorInnen und LeserInnen sind – sollte man glauben. Wenn dieser Stoff gut umgesetzt und mit ausgefallenen Details aufgefüllt wird, steckt auch in einem eigentlich bereits ausgelutschten Grundgerüst das Potential für eine anspruchs- und gehaltvolle Geschichte, die den Leser nicht nur unterhält, sondern auch fesselt. Beides schafft Engelsnacht nur bedingt, da der Großteil des Buches aus Erzählung besteht – es fehlen Höhepunkte, zumal auch die Charaktere eher stereotypisch gestaltet sind. Fast wirkt es so, als hätte Lauren Kate in den großen Ideentopf gegriffen und sich einfach das rausgenommen, was bereits in so vielen anderen Büchern Erfolg hatte.
Grundsätzlich kann man dem Debüt der Autorin nicht nachsagen, dass es „schlecht“ wäre. Es ist nur irgendwie langweilig, weil schon tausendfach in der einen oder anderen Form dagewesen. Bisher kann die Geschichte auf knapp 450 Seiten nichts bieten, was wirklich innovativ ist und das Besondere ausmacht, das einen dazu bringt, den Roman in Erinnerung zu behalten und sich auf die geplanten Nachfolger zu freuen. Durch den Erzählstil von Lauren Kate liest sich zwar alles locker und leicht, kurzweilig und mitunter auch unterhaltsam, aber es bleibt nichts zurück – was schade ist, denn die Fähigkeit des Schreibens kann man der Autorin auf keinen Fall absprechen. Möglicherweise muss man einiges auch der Übersetzerin anhängen, denn auszugsweise Vergleichsproben zur Originalausgabe zeigen doch gravierende Unterschiede auf. Vielleicht stellt sich ganz einfach die Frage, ob man die Reihe nicht im Original lesen sollte, statt sich durch die deutschen Ausgaben zu quälen.
Obwohl es an packend-ergreifender Handlung mangelt und die Charaktere dem Stereotyp entsprechen, hat Engelsnacht etwas an sich, was einen das Buch doch nicht vergessen lässt. Neben dem überaus traumhaften Cover, für das der deutsche Verlag ein riesiges Lob verdient hat, bleibt der Kopf noch lange Zeit nach dem Lesen in dem Strudel um Luce und Daniel gefangen, unterbewusst und ganz hinten im Abstellraum des Erinnerungsvermögens. Die Hoffnung, dass weitere Teile die Geschichte ausbauen und fesselnd weiterführen können, ist groß und viel hängt von dem ab, was die Autorin mit dem zweiten und dritten Band vorlegen wird. Aktuell bleibt, wie schon erwähnt, nicht viel am Ende, das Begeisterung auslösen kann – insgesamt nett und für zwischendurch okay, aber ein Bestseller muss mehr bieten können.
Fazit:
Dass Lauren Kates Debüt Engelsnacht als Bestseller publiziert wird, ist nach dem Lesen nicht verständlich. Als Serienauftakt eher mittelmäßig weiß die Story um Luce und Daniel in nur sehr wenigen Punkten zu überzeugen. Alle Hoffnung liegt nun in den offenbar geplanten Folgebänden, in denen die Geschichte um einiges wachsen kann und sollte.
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