Abgründig (Arno Strobel)

Abgründig (Arno Strobel)

Klappentext:

Eine Bergtour. Ein Unwetter. Ein Mord.

Eingesperrt auf engstem Raum,
ohne Aussicht auf Rettung,
erkennt man ganz neue Seiten an seinen „Freunden“.
Hässliche Seiten.
Tödliche Seiten …

Geplant war eine lässige Bergtour – auf eigene Faust auf die Zugspitze und wieder zurück, bevor die anderen im Camp etwas merken. Doch als die kleine Gruppe um Tim am Morgen aufbricht, scheint das Unglück vorprogrammiert. Sie geraten in ein heftiges Unwetter und müssen in einer verlassenen Hütte Unterschlupf suchen. Sie wissen nicht, wo sie sind, sie haben keine Möglichkeit, mit dem Rest der Welt Kontakt aufzunehmen, und sie sitzen fest. Solange Sturm und Regen toben, ist an einen Abstieg nicht zu denken. Zunehmend liegen die Nerven blank und Vorwürfe machen die Runde, schließlich kommt es sogar zur Prügelei. Am nächsten Morgen ist einer von ihnen verschwunden. Zurück bleibt eine Blutlache – und die Frage, ob es unter ihnen einen Mörder gibt.


Rezension:

Eine kleine Gruppe von Jugendlichen langweilt sich während des ersten Trainingstages im Bergcamp und entschließt sich daher, auf eigene Tour eine Bergtour auf die Zugspitze zu machen – natürlich ohne dass irgendwer darüber Bescheid weiß. Sie schleichen sich vom Gelände und sind sicher, dass sie zurück sein werden, bevor ihre Abwesenheit überhaupt auffällt. Die verschiedenen Charaktere kennen einander seit nicht einmal 24 Stunden, es stellt sich jedoch schnell heraus, dass sie ziemlich unterschiedlich sind und Ärger dadurch vorprogrammiert ist. Trotzdem machen sie sich gemeinsam auf den Weg und werden von einem heftigen Unwetter überrascht. Zum Glück finden sie Zuflucht in einer verlassenen Berghütte, von wo aus sie allerdings keine Kontaktmöglichkeit nach draußen haben. Sie sitzen also fest und müssen abwarten, dass sich das Unwetter legt, bevor sie sich wieder an den Abstieg wagen können. Die Nerven aller Beteiligten sind angespannt und schnell kommt es zu den ersten Auseinandersetzungen. Die erhitzen Gemüter fordern schließlich eine Prügelei – doch am nächsten Morgen fehlt jemand aus der Gruppe und die einzige Spur ist eine nicht unwesentlich große Menge Blut. Befindet sich unter ihnen ein Mörder, der es auf sie alle abgesehen hat?

Dass Arno Strobel ein Könner auf dem Gebiet des Thrillers ist, davon konnte man sich anhand seiner zahlreichen Erwachsenen-Thriller bereits ausreichend überzeugen. Dass er jedoch auch in der Lage ist, sein Können auf ein etwas jüngeres Publikum umzusetzen, stellt er mit Abgründig ganz deutlich klar. Natürlich kann die Geschichte um Tim und die Ausreißergruppe aus dem Bergcamp nicht in allen Punkten mit den bisherigen Romanen mithalten, aber das muss sie auch nicht – schließlich geht dieses Buch an eine ganz andere Zielgruppe. Und die dürfte in diesem Thriller durchaus finden, was sie sich vom Genre erwartet. Denn es ist alles vorhanden, was ein Jugend-Thriller wirklich braucht: Eine interessante Hintergrundstory, ein paar aufmüpfige Jugendliche, etwas Blut und eine Gänsehaut verursachende Atmosphäre. Vor allem letztere kommt in Abgründig, wenn auch nur unterschwellig, besonders gut zur Geltung und rettet dem Roman wahrscheinlich viele Sympathiepunkte, denn alles andere bleibt eher auf mittlerem Niveau. Fans von Arno Strobel sind mehr gewohnt und müssen sich wahrscheinlich erst einmal klar machen, dass es sich hierbei um einen Jugend-Roman handelt und dieser logischerweise ein wenig harmloser ausfallen muss.

Trotzdem spürt man ganz deutliche Parallelen und erkennt Strobels Schreibstil recht schnell wieder. Anfangs gestaltet sich die Geschichte etwas schleppend, mit dem Aufstieg nimmt allerdings auch der Spannungsbogen ziemlich an Fahrt auf und erreicht seinen Höhepunkt schließlich in der Hütte, in welcher die Gruppe Unterschlupf findet. Da sich die Charaktere selbst kaum kennen, ist es in gewisser Weise verständlich, dass der Autor nicht zu tief in die Persönlichkeiten dringt, doch an mancher Stelle wünscht man sich als Leser doch etwas mehr Detail. Besonders zum Ende hin wirkt die Geschichte etwas fahrig und es scheint fast so, als wolle Arno Strobel um jeden Preis noch einmal das Maximum an Spannung aus der Story holen, um den Leser vollends auf seine Seite zu ziehen. Dabei ist das gar nicht notwendig – Abgründig kann in seiner durchdachten Schlichtheit überzeugen und es ist durchaus erfrischend, diesen Autor mal von einer etwas sanfteren Seite kennen zu lernen.


Fazit:

Arno Strobel hat zur Genüge bewiesen, dass er sich in Sachen Erwachsenen-Thriller keinesfalls verstecken muss. Mit Abgründig legt er seinen ersten Jugend-Thriller vor und zeigt seinen Kritikern, dass er durchaus in der Lage ist, auch das jüngere Publikum mit Spannung und Nervenkitzel zu unterhalten. Zwar ist die Handlung etwas seicht und die Charaktere bleiben weitestgehend blass, trotzdem kann sich der Leser einem leichten Gänsehautgefühl nicht erwehren. Dieser Roman lebt vor allem von der bedrohlichen Atmosphäre, die unterschwellig vermittelt wird.




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