Bevor die Nacht geht (Patrycja Spychalski)
Über das Buch:
Ein Tag, eine Nacht – eine große Liebe!
Als Kim und Jacob sich an einem ganz normalen Samstagmorgen in der Berliner S-Bahn treffen, ist es Liebe auf den ersten Blick! Eigentlich wollte Kim nur einkaufen, doch als Jacob ihr erzählt, dass er Berlin nicht leiden kann, überredet sie ihn, mit ihr zu kommen – quer durch die Stadt, an all ihre Lieblingsorte. Jacob soll sich in Berlin verlieben … und vielleicht auch in sie. Doch für Jacob ist es der letzte Tag, bevor er am nächsten Morgen für ein Jahr weggeht. Obwohl es hoffnungslos ist, folgt er diesem Mädchen, das sich so unerwartet in sein Herz gemogelt hat, durch Straßen, Parks und Cafés … Einen Tag und eine Nacht haben sie – und jede Sekunde mit Kim pulsiert vor Leben, wie Berlin selbst.
Rezension:
Für Kim ist es ein ganz normaler Samstagvormittag, an dem sie sich auf den Weg macht, um für ihren Vater ein paar Filzgleiter zu besorgen. Sie ist ganz verliebt in die Stadt und ihre pulsierende, sich immer wieder verwandelnde Schönheit. Für Jacob soll es der letzte Morgen in Berlin sein, bevor er sich am nächsten Morgen nach Brasilien aufmacht, um dort ein Jahr lang Kinder in Fußballcamps zu betreuen. Er hasst Berlin und ist froh, dieser Stadt schon bald den Rücken kehren zu können. Als die beiden sich zufällig in der S-Bahn gegenübersitzen und sich versucht unauffällig gegenseitig in der Spiegelung der Fensterscheiben beobachten, scheint es fast Schicksal zu sein, dass sie einander begegnen. Es dauert einige Momente, bis sie sich trauen, einander anzusprechen, doch sie werden schnell warm miteinander und beschließen schließlich, den Tag gemeinsam zu verbringen. Jacob hat ohnehin nichts Besseres zu tun, für ihn sollte die Bahnfahrt lediglich ein letztes Abschiednehmen werden, doch für Kim ist es eine neue Mission. Sie will unbedingt, dass Jacob Berlin durch ihre Augen kennen lernt und sich genauso in die Stadt verliebt wie sie selbst. Und womöglich vielleicht auch ein kleines bisschen mehr Interesse an Kim entdecken kann.
Berlin ist eine Stadt am Puls der Zeit. Kaum eine andere Stadt in Deutschland vereint so viele Kulturen, so viele Gesichter, so viele Möglichkeiten. Es ist der perfekte Schauplatz für eine 24 Stunden andauernde Geschichte, in der sich zwei Jugendliche zufällig in der S-Bahn treffen und nur nach wenigen Worten beschließen, sich gemeinsam auf den Weg durch die Stadt zu machen und sie zusammen ein weiteres Mal zu entdecken. Bevor die Nacht geht ist ganz deutlich eine Liebeserklärung an die deutsche Hauptstadt, aber auch ein gefühlvoller Roman über Zufälle und darüber, dass sich in nur 24 Stunden einfach alles im Leben ändern kann. Und darüber, dass die große Liebe womöglich schon an der nächsten Straßenecke oder an der nächsten Haltestelle auf einen wartet. Patrycja Spychalski hat bereits in ihren Vorgängerromanen bewiesen, dass sie sehr genau weiß, womit sie ihre meist jugendlichen, oft aber auch erwachsenen Leser begeistern und unterhalten kann – mit ihrem vierten Roman macht sie da keine Ausnahme. Schon nach wenigen Seiten ist der Leser gefangen und gespannt, welche Orte Berlin so besonders für ihre Protagonistin machen. Wer Berlin bereits kennt, wird manche Plätze wiedererkennen und ihre Besonderheit mit einem stillen Nicken bestätigen, aber auch neue Seiten von Berlin kennen lernen. Wer die Hauptstadt bislang noch nicht besucht hat, bekommt eine Vielzahl von Gründen geliefert, warum es nun doch endlich mal an der Zeit ist, die Reiseroute dorthin zu planen.
Mit viel Liebe zum Detail zeigt Patrycja Spychalski dem Leser besondere Ecken in Berlin – Seiten, die man als normaler Tourist und sogar als Anwohner vielleicht niemals kennen lernen würde. Es ist, als würde man als Leser neben Kim und Jacob her stolpern, fasziniert von den vielen unterschiedlichen Gesichtern der Stadt, die schon an der nächsten Straßenecke wieder eine völlig andere Seite von sich zeigt. Einfühlsam geht die Autorin dabei auch mit den Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonisten um, die sich eindeutig zueinander hingezogen fühlen, das aber nicht so richtig zeigen können – aus gegebenen Anlässen, denn immerhin wird Jacob am nächsten Tag für ein Jahr verschwinden, und was für eine Zukunft hat schon eine gerade aufkeimende Liebe, wenn keine 24 Stunden später mehrere Tausend Kilometer zwischen den beiden liegen werden. Natürlich rechnet man trotz aller Widrigkeiten mit einem Happy End, doch ob es tatsächlich eines ist, liegt im Auge des Betrachters. Da die ganze Geschichte aber ohne jeden Trübsinn erzählt wird, sondern insgesamt sehr humorvoll und voller komischer Szenen ist, spielt das Ende tatsächlich nur eine fast unbedeutende Rolle. Vielmehr geht es darum, den Tag zu leben und sich bewusst die schönen Seiten der Welt vor Augen zu führen. In dieser Hinsicht hat Patrycja Spychalski ganze Arbeit geleistet – Berlin erscheint in neuem Glanz und auch wenn mit Sicherheit nicht alle schönen Ecken der Stadt und ihrer Umgebung im Buch ihren Platz finden, merkt man doch sehr deutlich, wie wohl sich die Autorin in ihrer Wahlheimat fühlt und dass sie dieses Gefühl auch an andere geben möchte. In jedem Fall lesenswert – nicht nur für Berlin- und Romantik-Fans!
Fazit:
Bevor die Nacht geht ist ein wunderschöner, zauberhafter Jugendroman, der nicht nur den Blick auf Berlin verändert, sondern den Leser auch darüber nachdenken lässt, ob es sowas wie Schicksal tatsächlich gibt. Patrycja Spychalski beweist einmal mehr jede Menge Einfühlungsvermögen für ihre jugendlichen und auch erwachsenen Leser und schafft es mit ihrem vierten Roman, für gute Unterhaltung und neue Reiselust zu sorgen. Eine Empfehlung für diejenigen, die Berlin mögen oder gerne mögen wollen, und für jeden, der an die Liebe glaubt.
Zurück zu:
Sannah & Ham (Tom Ellen / Lucy Ivison) Weiter mit:
Die Vernichteten (Ursula Poznanski)