Blinde Vögel (Ursula Poznanski)

Blinde Vögel (Ursula Poznanski)

Klappentext:

Status: Ermordet

Zwei Tote bei einem Salzburger Campingplatz.
Die einzige Verbindung zu ihnen: eine Facebook-Gruppe, in der beide Mitglieder waren. Dort werden Gedichte voller Todesahnungen ausgetauscht. Zufall? Beatrice Kaspary ist misstrauisch. Dann stirbt eine weitere Frau aus der Lyrik-Gruppe …

Der zweite Fall des Salzburger Ermittlerduos Beatrice Kaspary und Florin Wenninger.


Rezension:

«Die wahre Dunkelheit kommt von innen», hatte er geantwortet. «Und sie ist wie Krebs. Frisst sich weiter, weißt du? Durch alles, nach und nach. Schwarze Metastasen.»
(Aus dem Prolog, Seite 8)

Als auf einem Campingplatz zwei Leichen gefunden werden, deutet alles auf einen Mord aus Liebe hin. Doch Beatrice Kaspary spürt, dass mehr hinter dem Tod dieses sehr ungleichen Paares steckt, und verlässt sich nicht auf die offensichtlichen Zeichen. Sie setzt bei ihrem Chef eine etwas ungewöhnliche Ermittlungstaktik durch und schleust sich als Tina Herbert in die Facebook-Gruppe ein, die bisher die einzige Verbindung der beiden Opfer darstellt. Was sie dort entdeckt, wirft ein neues Licht auf den Fall, langsam fassen die anderen Mitglieder Vertrauen zu ihrem Alter Ego und als schließlich ein weiteres Gruppenmitglied stirbt, bekommt Bea an vorderster Front die Reaktionen mit. Treibt ein Mörder sein Unwesen unter den Lyrik-Liebhabern? Oder ist das alles nur ein seltsamer Zufall? Gemeinsam mit Florin geht Beatrice neben den offensichtlichen Spuren ihrer ganz eigenen Vermutung nach und dringt immer tiefer in die Hinter- und Untergründe von „Lyrik lebt“. Wie nah sie dem Mörder und wie weit entfernt von der Wahrheit ist, begreift sie erst, als auch noch ein dritter Lyrik-Fan ermordet wird – kurz nachdem Beatrice sich mit ihm getroffen hat. Wie tief steckt Bea wirklich im Schlamassel und welche Geschichte versteckt hinter der Gruppe und ihren Mitgliedern?

Beatrice Kaspary und Florin Wenninger sind endlich zurück und haben einen neuen spannenden Fall im Gepäck! Knapp anderthalb Jahre nach Fünf, in dem es um die beliebte Freizeitbeschäftigung des GeoCachings geht, dreht sich auch der zweite Thriller um das überaus sympathische Ermittlerduo um ein brandaktuelles Thema: Facebook und die Gefahr, die von Social Media ausgeht. Zumindest im weiteren Sinne, denn die Facebook-Gruppe „Lyrik lebt“ spielt für die Ermittlungsarbeit zwar eine wichtige Rolle, hat aber mit den Morden nicht allzu viel zu tun. Trotzdem ist es spannend zu sehen, wie viel man eigentlich vom eigenen Leben preisgibt, indem man einfach einer Gruppe beitritt, die die eigenen Interessen zu behandeln scheint. Ursula Poznanski spielt hier sehr geschickt mit den unterschwelligen Gefahren, ohne jedoch mit gehobenem Zeigefinger darauf hinzuweisen – es liegt ganz im Ermessen des Lesers, welche Botschaft und welche Konsequenzen er daraus zieht. Doch in erster Linie soll der Thriller ja auch keine Warnung sein, sondern unterhalten – und das schafft er definitiv auf vielen verschiedenen Ebenen.

Der neue Poznanski schließt recht zeitnah an die Geschehnisse aus Fünf an und bezieht sich in minimalen Bruchteilen auch auf seinen Vorgänger. Blinde Vögel kann aber ohne Probleme als Einzelband gelesen werden, sodass auch Neueinsteiger keine Schwierigkeiten haben dürften. Aber natürlich sollte man sich auch den ersten Fall des Ermittlerduos nicht entgehen lassen, denn Bea und Florin beweisen auch beim zweiten Fall wieder, was für ein großartiges Team sie sind. Für die Romantiker unter den Lesern hat die Autorin auch hier wieder kribbelnde Momente eingebaut, ohne dadurch etwas von der Spannung zu nehmen. Es ist erstaunlich, wie viel nur kleine Gesten und Gedanken ausmachen können. Doch das versteckte Geplänkel ist nur ein nebensächlicher Verlauf, der gekonnt in die Ermittlungen eingebaut wurde, diese aber nicht stört. Wieder einmal gelingt es Ursula Poznanski, dem Leser lose Fäden zu präsentieren und diese über den kompletten Geschichtenverlauf zu verschiedenen Knoten zu verbinden, ohne aber die richtigen Verbindungen zu früh zu offenbaren. Es ist, wie man es aus sämtlichen anderen Büchern der Autorin gewohnt ist, ein enormer Spaß, mitzurätseln und den Gedankengängen von Beatrice zu folgen, die irgendwie immer den richtigen Spürsinn hat, ohne dabei überschlau zu wirken. Und natürlich endet die Ermittlung auch dieses Mal wieder in einem großartigen Knall, bei dem nicht nur den Ermittlern, sondern auch dem Leser die sehr gut durchdachten Zusammenhänge wie Schuppen von den Augen fallen.

Einmal mehr zieht Frau Poznanski ihre Leser in den Bann und beweist, dass Schreiben nicht nur ein Beruf, sondern eine Passion sein kann. Die Vielfalt ihrer Romane bietet ein umfassendes Spektrum und jeder Satz ist ein Volltreffer. Man wird hoffentlich noch viel von ihr lesen, nicht ausschließlich, aber allem voran rund um das Salzburger Ermittlerduo, dass hoffentlich auch irgendwann einmal anfängt, auch seine eigenen Fäden zu entwirren. Blinde Vögel fesselt, unterhält und lässt auf einen baldigen Nachfolger hoffen. Ein Lesemuss für alle Poznanski- und Thriller-Fans!

Ira Sagmeister Es kommt immer auf das an, was fehlt. Nie auf das Offensichtliche, sondern auf das, was wir im Kopf ergänzen müssen.
(Seite 108)


Fazit:

Einmal Poznanski, immer Poznanski: Auch in ihrem fünften Roman wird unter Beweis gestellt, dass es sich immer wieder lohnt, zu Ursula Poznanskis Büchern zu greifen – völlig egal, an welchem Genre sie sich gerade versucht. Mit Blinde Vögel wird dem Leser erneut ein solider, auf mehreren Ebenen spannender Thriller geboten, der am Ende nur eine Frage offen lässt: Wann gibt’s Nachschub?




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