Skinned (Robin Wasserman)

Skinned (Robin Wasserman)

Klappentext:

Lia Kahn ist tot.
Ich bin Lia Kahn.
Deshalb – denn das ist ja wohl ein logisches Problem, das sogar ein unterbemitteltes Kind lösen könnte – bin ich tot.
Da ist nur eine Sache: Ich bin es nicht.

Innerer Klappentext:

Lia Kahn ist reich, schön und beliebt – bis ein Unfall sie beinahe tötet. Im Krankenhaus wacht sie in einem perfekten, künstlichen Körper auf. Lia wird nie wieder Schmerz empfinden, sie wird nicht altern und nicht sterben. Doch der Preis dafür ist hoch: Ihre Freunde misstrauen ihr, ihr Freund betrügt sie und alles, was ihr wichtig war, wandelt sich in einen Albtraum.
Hin- und hergerissen zwischen dem Leben, das sie einmal kannte, und einer neuen, aufregenden Existenz, lernt Lia bald die bitterste Lektion: Niemand kann ihr die Entscheidung abnehmen, die sie treffen muss, um ihre Liebsten zu schützen.


Rezension:

Lia ist 17, als sie bei einem Autounfall beinahe getötet wird. Nur der deutliche Fortschritt im Gegensatz zur heutigen Zeit verschafft ihr im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Leben: Indem ihr Gehirn aus dem toten menschlichen Körper entfernt und auf Datenchips geladen wird, kann ihr Erinnerungsvermögen erhalten und auf einen neuen, künstlichen Körper übertragen werden. Ein Körper, der nach außen hin zwar völlig normal erscheint, innerlich aber rein mechanisch ist – Lia ist nicht länger ein Mensch, sondern eine Maschine. Damit umzugehen muss Lia erst lernen und es ist ein langer Weg, vor allem ohne die Unterstützung ihrer Freunde und Familie, die sich abwenden, weil Lia einfach nicht mehr die Alte ist und sie lange gegen diese Tatsache ankämpft.
Ihre Freunde werden schnell zu Leuten von früher, von „vor dem Unfall“, einzig der ewige Außenseiter Auden steht ihr zur Seite und zeigt ihr, dass sie noch immer liebeswert ist. Außerdem gibt es da noch Quinn, die Lia im Krankenhaus kennen lernt und die sie zu einer Gruppe weiterer Mechs führt, deren Anführer Jude noch eine wichtige Rolle für Lia spielen wird. Gemeinsam mit diesen Charakteren geht Lia die ersten Schritte ihres neuen Lebens, immer in der Trauer um ihr altes Ich. Sie schafft es nicht, die Vergangenheit loszulassen, und bringt damit alle in Gefahr, die ihr etwas bedeuten.

Der erste Teil einer geplanten Trilogie, die Robin Wassermans Debüt darstellt, spielt in einer Welt, die lange nach unserer Zeit Realität sein könnte. Radioaktiv verseuchte Städte, sämtliches Leben passiert virtuell, das Network ist 24 Stunden am Tag eingeschaltet, reale Veranstaltungen sind uninteressant, Nachwuchs gibt es sozusagen auf Bestellung. Die Welt, in der Lia Kahn aufwächst, ist unwirklich und oberflächlich, solange genügend Bonus auf dem eigenen Konto liegt, ist alles möglich. Als hübsches und intelligentes Mädchen gehört Lia zu den beliebtesten ihrer Schule, ihre Schwester Zo hingegen schert sich nicht um Trends und läuft lieber in Retro-Klamotten rum. Lia und Zo hatten nie eine wirkliche Schwestern-Beziehung, und man sollte meinen, dass der Unfall mit dem computergesteuerten Wagen – in dem eigentlich Zo sitzen sollte – etwas daran ändern würde. Doch weit gefehlt, denn Zo nimmt plötzlich den Platz ihrer Schwester ein. Das ist nur einer der ersten Schritte auf Lias mühsamen Weg bis hin zu der Erkenntnis, dass ihr Leben nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall.

In einem Amerika, das nach Atomkrieg und zahllosen Naturkatastrophen eine neue Menschheit hervorgebracht hat, lässt Robin Wasserman ihre Charaktere ein überwiegend virtuelles Leben führen. Network, EgoZones, nahezu von überall mögliches Einlinken – das ist die Welt, in die der Leser entführt wird und die unserer heutigen Zeit zumindest in Teilen nicht so unähnlich zu sein scheint. Die Autorin zeigt dem Leser eine Welt, zu welcher die unsere werden könnte, irgendwann in ferner Zukunft. Fast ein wenig beängstigend, aber auch seltsam anmutend sind die Aussichten, die in Skinned vermittelt werden.
Mit einem nicht wirklich neuen Thema, aber eine jugend- und erwachsenenfreundlichen Umsetzung, teilweise poetischer Sprache, realistischen Schauorten und lebensnahen Charakteren wird der Debütroman der Autorin zu einem sehr speziellen Werk der Science Fiction, das nicht nur während des Lesens erschüttert, sondern auch in den Lesepausen nachdenklich macht. Welche Möglichkeiten wird es in den nächsten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten geben? Was erwartet die Menschheit, wenn sie weiter so mit der Erde umgeht, wie sie es in den letzten Jahren tat? Und der einzelne Leser fragt sich, wie er sich an Lias Stelle fühlen, wie er handeln würde.

Als Einstieg in eine Trilogie eignet sich Skinned sehr gut. Die ersten Schritte im neuen Leben Lias und Einblicke in die Welt, wie sie irgendwann sein könnte, fesseln ausreichend und bieten genug Grundlage, um neugierig nach dem nächsten Band zu greifen und sich bereits jetzt auf das Erscheinen des dritten Teils zu freuen. Selbst für Leser, die dem Sciene Fiction sonst nichts abgewinnen können, bietet der Roman eine Geschichte, die neben der passenden Aufmachung – denn der Schutzumschlag erinnert entfernt an Schlangenhaut – nicht nur unterhält, sondern auch nachdenklich macht.
Robin Wasserman ist auf dem richtigen Weg, zu einem wichtigen Bestandteil der Science Fiction, vor allem im Jugendbereich, zu werden. Bereits mit ihrem Debüt kann sie die Leserschaft überzeugen – man darf gespannt auf weitere Werke sein.


Fazit:

Robin Wasserman bietet mit ihrem Debüt Skinned einen Einblick in eine mögliche Welt der Zukunft und zeigt, dass auch in einer hochentwickelten Gesellschaft nicht alles nach Plan und reibungslos verläuft. Ein Science Fiction-Roman für Jugendliche und Erwachsene, der nicht nur unterhält, sondern auch nachdenklich macht.




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