Todesstoß (Karen Rose)

Todesstoß (Karen Rose)

Klappentext:

Die Angst der Frauen ist sein Aphrodisiakum.
Ihre Qualen seine Ekstase.
Ein berauschender Moment!
Jetzt endlich ist die Zeit gekommen für sein Meisterstück.

Eve Wilson hat die Hölle auf Erden erlebt. Nach einem Mordanschlag ist sie für immer gezeichnet. Dennoch versucht sie sich eine neue Existenz aufzubauen. Sie studiert Psychologie und leitet ein Forschungsprojekt. Als jedoch sechs ihrer Testpersonen auf grausame Weise ums Leben kommen, hat Eve ein schockierendes Déjà-vu. Steht sie erneut auf der Liste eines psychopathischen Killers? Ein Fall für Detective Noah Webster, der die schöne und verletzliche Eve um jeden Preis schützen will …


Rezension:

Die Arbeit im Sal’s ist für Eve Wilson eigentlich nur ein Nebenjob, mit dem sie sich ihr Studium finanziert. Dass diese Bar die Stammkneipe nahezu aller Polizisten aus dem städtischen Hat Squad darstellt, gibt ihr zusätzliche Sicherheit – denn in ihrer Vergangenheit hat sie schon einiges durchgemacht, sodass ihr der normale Umgang mit anderen Menschen nicht gerade leicht fällt. Trotz mehrerer Operationen wird sie für immer gut sichtbare Narben im Gesicht und am Hals tragen und so bei jedem Blick in den Spiegel an ihren persönlichen Alptraum erinnert werden. Aus ihrer Erfahrung rührt auch die Skepsis Männern gegenüber her, denn neben den sichtbaren Hinterlassenschaften ihres damaligen Peinigers tragen ihr Körper und ihre Seele auch nicht mit dem bloßen Auge erkennbare Narben – Wunden, die auch nach drei Jahren noch nicht ansatzweise verheilt sind und immer wieder aufzubrechen drohen. Dass nun ausgerechnet suchtgefährdete Frauen aus ihrem Forschungsprojekt um das Online-Universum „Shadowland“ grausam ermordet aufgefunden werden, hilft bei der Regenerierung nicht unbedingt weiter. Und der Killer scheint kein Ende zu kennen, gegenteilig werden die grausamen Rituale, die er in der Realität auslebt, auch ins Virtuelle übertragen – Grund genug für Eve, gegen sämtliche Regeln zu verstoßen und sich auf die Suche nach den persönlichen Daten ihrer Studienteilnehmerinnen zu machen, um die polizeilichen Ermittlungen zu unterstützen. Natürlich (nicht) ganz ohne Hintergedanken den gutaussehenden Detective Noah Webster betreffend, der zwar offensichtliches Interesse an Eve hegt, jedoch auch ganz eigene Vergangenheitsprobleme mit sich herumschleppt.

Karen Rose ist zurück und nach ihrer fulminanten Todes-Trilogie um die Geschwister Vartanian sind die Erwartungen an ihren neuen Roman schrecklich hoch gesteckt. Rein optisch betrachtet reiht Todesstoß sich ohne Wenn und Aber in die Reihe der schlichten, aber wunderschönen Rosencover ein, ebenfalls als Klappbroschur sieht es im Regal passend aus. Doch auch inhaltlich weiß die Autorin mit ihrem inzwischen zehnten Lady-Thriller auf ganzer Linie zu überzeugen. In Sachen Liebesbeziehung ein wenig gelassener und ruhiger als die direkten Vorgänger findet Todesstoß einen sehr ausgeglichenen und gesunden Mittelweg zwischen Spannung und Erotik, wobei Letztere im vorliegenden Roman sogar ein Stück weit zurückstecken muss. Denn anders als in anderen ihrer Bücher fallen hier die Protagonisten nicht augenscheinlich willenlos übereinander her, vielmehr muss sich das zerbrechliche Band der Anziehungskraft erst langsam entwickeln und festigen. Ein schönes Beispiel für zwei Menschen mit zentnerschweren Rucksäcken voller Vergangenheit, voller Angst und Misstrauen gegenüber der Welt, voller Sehnsüchte und dem sich versteckenden Mut, der schließlich gebraucht wird, um den brodelnden Gefühlen doch eine Chance zu geben. Gerade das Ausbleiben von sexuellen Ausschweifungen könnte möglicherweise langjährige Leser enttäuschen, doch die wenigen Szenen sind wohlplatziert und gut durchdacht. Mehr wäre in diesem Fall definitiv zu viel gewesen und so schafft Karen Rose es erneut, trotz minimaler Mängel, die auch dem Lektorat durchgegangen sind, den Leser auf ihre Seite zu ziehen.
Aber nicht nur die Liebesbeziehung ist eine durchweg ineinander passende Geschichte, auch der Thriller-Part besticht. Bis fast zuletzt ist man sich auch als Leser keineswegs sicher, ob der Verdächtigte tatsächlich der Täter ist – zwischendurch schwirrt einem sogar der Gedanke durch den Kopf, dass einem die Verdächtigen ausgehen. Bei der Aufklärung des Falls schließlich kann man es kaum glauben – Karen Rose und ihr Täter haben nicht nur das Ermittlungsteam, sondern auch den Leser auf beeindruckende Weise an der Nase herumgeführt. Wer für Überraschungen zu haben ist, der sollte auf keinen Fall an Todesstoß vorbei gehen.

Eine Übersicht auf den letzten Seiten gibt Aufschluss über die bisherigen Romane der Autorin und ihre Zusammenhänge sowie gemeinsame Charaktere. Denn das Interessante an den Thrillern von Karen Rose ist, dass alle neun bisher in Deutschland erschienenen Romane in irgendeiner Form miteinander zu tun haben, ohne jedoch voneinander abhängig zu sein. Jedes Buch kann eigenständig gelesen werden – abgesehen von der Todes-Trilogie um die Familie Vartanian – und versteht es trotz teilweise einfließender Vorgeschichte, hervorragend zu unterhalten und nicht im Geringsten an Spannung verliert. So ist aufmerksamen Fans wahrscheinlich schnell aufgefallen (vorausgesetzt, man kennt alle Bücher der Autorin), dass die Protagonistin Eve Wilson bereits ihre Geschichte in Eiskalt ist die Zärtlichkeit erzählt hat. Doch auch ohne das Vorwissen aus diesem Buch ist Todesstoß gut zu verstehen, denn Karen Rose lässt die notwendigen Hintergrunddetails nahezu unmerklich in die Geschichte einfließen. Das macht zum Einen neugierig auf die früheren Bücher, sofern noch nicht gelesen, und rundet die Sache zum Anderen perfekt ab – am Ende bleiben keine Fragen offen, der Leser ist rundum zufrieden und blickt mit Heißhunger dem nächsten Roman entgegen – es soll wohl nicht der letzte „Had Squad“ gewesen sein. Und wenn man dem intuitiven Gespür während des Lesens vertrauen darf, ist auch schon fast ersichtlich, welche beiden Charaktere die nächsten Hauptrollen übernehmen könnten …

Man kann nur hoffen, dass die Autorin niemals ihrer Schreibart oder ihrem Genre untreu wird, denn der Lady-Thriller erhält durch sie ein ganz eigenes Gesicht – Todesstoß ist nur ein weiteres Beispiel für das Können dieser Schriftstellerin.


Fazit:

Im Grunde könnte man nach jedem neuen Lady-Thriller von Karen Rose das Gleiche sagen: Unterhaltung mit der richtigen Mischung aus Liebe und Spannung, sympathische Charaktere, trotz teilweiser Vorhersehbarkeit ansprechender Plot. Auch Todesstoß ist wieder einmal ein Rundum-Paket mit allem, was dieses Genre braucht. Bitte schnellstmöglich für Nachschub sorgen, Frau Rose!




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